Der Umsatz im deutschen Coaching-Markt betrug im Jahr 2016 laut der Marburger Coaching-Studie 2017 etwa 520 Millionen Euro und wird im Jahr 2017 wohl die 550-Millionen-Euro-Marke erreichen. Für die Marburger Coaching-Studie wurden insgesamt über 700 Unternehmen und fast 3.500 Business Coaches befragt. Seit Beginn 2010, also seit Ende der letzten Wirtschaftskrise, verzeichnete der Coaching-Markt im deutschsprachigen Raum ein durchschnittliches jährliches Wachstum von etwa 10 Prozent. Mit Blick auf das Marktvolumen ist Coaching damit die populärste Form der Führungskräfteentwicklung.
Befragt man die Unternehmen bezüglich ihrer Einstellung zum Business-Coaching, so ergibt sich ein positives Bild: Keines der befragten Unternehmen hatte eine negative Einstellung zum Coaching. Die Einstellungen waren ausschließlich positiv bis sehr positiv.
Die steigende Azeptanz von Coaching schlägt sich auch in den Stundensätzen nieder: So haben sich die durchschnittlichen Bruttostundensätze für Coaching laut Auskunft der Coaches (in Klammern die Vergleichswerte der Unternehmen) von 162,31 Euro (184,32 Euro) 2011 auf 214,65 Euro (236,44 Euro) in 2015 entwickelt. Über die zurückliegenden fünf Jahre hinweg haben die Stundensätze damit um fast ein Drittel zugelegt.
Neue Kundengruppen von Coaches
Bei der Frage nach den wichtigsten Kundengruppen von Coaches wurden in der Studie drei Trends deutlich: Haben in der Vergangenheit vor allem große Unternehmen Coaching nachgefragt, geht der Trend nun auch hin zum Mittelstand. Immer mehr Coaches geben an, dass sie regelmäßig Kunden in mittelständischen Unternehmen mit bis zu 500 Mitarbeitern betreuen. Auch neue Branchenschwerpunkte haben sich – ein zweiter Trend – im Coaching aufgetan. Waren in der Vergangenheit die meisten Unternehmen, die Coaching für ihre Mitarbeiter nachgefragt haben, im verarbeitenden Gewerbe angesiedelt, so wird Coaching nun auch verstärkt in Dienstleistungsbranchen nachgefragt, insbesondere im Gesundheits- und Sozialwesen. Gerade in Gesundheits- und Pflegeberufen ist der Fach- und Führungskräftemangel am stärksten ausgeprägt. Offenbar reagieren die Unternehmen mit gezielten Coaching-Maßnahmen, um ihre Arbeitgeberattraktivität zu steigern.
Der dritte Trend rückt das professionelle Coaching für Privatpersonen in den Mittelpunkt. Zwar sind die meisten Auftraggeber von Coaches nach wie vor Unternehmen, aber der Anteil der privaten Auftraggeber steigt. Offensichtlich führt die zunehmende Akzeptanz und Popularität von Coaching auch dazu, dass immer mehr Privatpersonen Coaching für berufsbezogene Anlässe in Anspruch nehmen. Die Gründe für die private Inanspruchnahme von Coaching-Diensten sind vielfältig. Oft geht es um eine berufliche Neuorientierung oder um andere sensible Anlässe, von welchen der Arbeitgeber nichts erfahren soll.
Neue Formate neben dem traditionellen Coaching
Neben dem Coaching entwickeln sich auch andere Formate in der individuellen Personal- und Führungskräfteentwicklung, vor allem Mentoring, Cross-Mentoring und Supervision. Während es sich bei der Supervision um eine Form der kollegialen Beratung handelt, beschreibt das Mentoring eine Art Patenschaft zwischen dem Mitarbeiter, der neu in eine Organisation aufgenommen wird, und einer erfahrenen Führungskraft, die in der Konstellation folglich als Mentor für den neuen Mitarbeiter fungiert. Beim Cross-Mentoring stammt der Mentor aus einem anderen Unternehmen, was mehr Objektivität ermöglichen soll.
Die Erkenntnisse der Studie zeigen, dass Supervision etwa in der Gesundheits- und Pflegebranche sehr populär ist, in vielen anderen Branchen, insbesondere in der verarbeitenden Industrie, jedoch überhaupt nicht zum Einsatz kommt. Mentoring und Cross-Mentoring hingegen werden branchenübergreifend eingesetzt, auch wenn nur etwa ein Fünftel aller Unternehmen diese Instrumente nutzt, dabei klassisches Mentoring deutlich öfter als Cross-Mentoring. Bei der Frage nach der Rolle und Bedeutung dieser Instrumente in der Personalentwicklung sind sich Kunden und Unternehmen einig, dass Coaching nicht von Mentoring oder Supervision ersetzt wird. Nur etwa 5 Prozent der Befragten sehen ein solches Konkurrenzverhältnis durch die neuen Formate, während die überwiegende Mehrzahl darin punktuelle, sinnvolle Ergänzungen zum Coaching erkennt.
Künftige Entwicklung des Coaching-Marktes
Der Coaching-Markt boomt, und das Format genießt eine hohe Akzeptanz. Damit das auch zukünftig so bleibt, sind sowohl die Coaches als auch die Unternehmen um eine weitere Professionalisierung und Qualitätssicherung im Coaching bemüht. Drei Trends:
Professionalisierung des Ausbildungsmarktes: Hochschulen dringen vermehrt in den Markt für Coaching-Ausbildung ein, der bislang ebenfalls von starker Intransparenz geprägt war. Hier bleibt abzuwarten, wie sich diese neuen Wettbewerber auf die Ausbildungsqualität im Coaching-Markt auswirken werden.
Marketing zur Schaffung von Transparenz: Coaching ist ein Vertrauensgut, entsprechend wichtig ist der Aufbau von Vertrauen bzw. vertrauensbildender Reputation. Coaches haben dies erkannt und investieren immer mehr Geld in Marketingmaßnahmen. Das durchschnittliche Marketingbudget von Coaches hat in den vergangenen drei Jahren um fast ein Viertel zugenommen. Im Schnitt wenden Coaches jedes Jahr fast 4.000 Euro für Marketing auf. Im Mittelpunkt stehen dabei die eigene Homepage sowie die Kommunikation über soziale Netzwerke und Medien.
Professionalisierung der Nachfrage: Auch die Unternehmen haben in den vergangenen Jahren ihre Anstrengungen intensiviert, die Nachfrage nach Coaching weiter zu professionalisieren. So sind der Einsatz von Coaching-Pools und professionellen Audits mittlerweile nicht nur bei großen Unternehmen gängig, die einen regelmäßig auftretenden Coaching-Bedarf haben. Auch kleine und mittelständische Unternehmen verfolgen mittlerweile diese Strategie. Ziel der Etablierung eines Coaching-Pools ist es in jedem Fall, ein dauerhaftes Netzwerk mit verschiedenen externen und/oder internen Coaching-Anbietern aufzubauen, die dann zielgruppen- und maßnahmenspezifisch eingesetzt werden können. Kern eines Coaching-Pools ist eine Coach-Datenbank, die neben elementaren biografischen Daten und Informationen zur Qualifikation und Spezialisierung auch die konkreten Ergebnisse der durchgeführten Coaching-Maßnahmen, Honorarspannen sowie Feedback der Coachees enthalten. Die Aufnahme von Coaches in den Pool erfolgt aufgrund positiver Erfahrungen in der Vergangenheit oder auf Basis eines Auditverfahrens, dem sich die Coaches unterziehen müssen. Coaching-Pools lassen sich auch im Zusammenschluss von Unternehmen einsetzen. Gerade für kleine und mittelständische Unternehmen, die keinen hohen und regelmäßig auftretenden Coaching-Bedarf haben, erscheint die Kooperation mit anderen Unternehmen in der Personalentwicklung sinnvoll.