Ohne H geht nichts. Das gilt sowohl für Unternehmen als auch für das große Ganze. Ohne H keine Kultur, kein Fortschritt, ja, kein Leben. H, das ist die notwendigste Voraussetzung, die es überhaupt gibt. In der Chemie steht H für Wasserstoff, das wichtigste Element auf unserem Planeten. In Organisationen hingegen steht H für Human, den Menschen. Jenen Faktor also, mit dem der Erfolg eines Unternehmens steht und fällt. H – die Mitarbeiter, das wichtigste Element in jeder Company.
Das H, so erleben es viele Organisationen gerade, bleibt seit Ausbruch der Corona-Krise oft auf der Strecke. Die Kollegen müssen Abstand wahren, dürfen sich nicht zu nahe kommen. In Meetingräumen halten Mitarbeiter Sicherheitsabstände ein, als ob es sich bei den Kollegen um bedrohliche Tiere handelt, die bei zu großer Nähe zuschnappen. Und in der Tat besteht die Gefahr eines Angriffs. Nur mit dem Unterschied, dass der Aggressor völlig laut- und zahnlos agiert. Ein Virus eben und keine Viper.
Neben den Bürogängern gibt es auch noch all jene Arbeitnehmer, die seit Monaten wahl- oder zwangsweise im Homeoffice werkeln. Sie spüren den Wegfall des Faktors H ganz besonders: kein reger Austausch mehr auf Firmenfluren, keine gemeinsamen Business Lunches, bei denen oft die besten Ideen und Strategien gedeihen. Hinzu kommt, dass es im Homeoffice neben menschlichen Aspekten mitunter auch an technischen Dingen fehlt. Mangelnde Nähe also, mangelnde Kommunikation, mangelnde Ausstattung.
Der Digital Workplace Report 2020 der Kölner Digital- und Unternehmensberatung NetFederation kommt zu einer ernüchternden, wenn auch erwartbaren Erkenntnis: Die digitale Zusammenarbeit funktioniert in vielen Unternehmen noch immer nicht reibungslos. Im Homeoffice fühlt sich lediglich knapp die Hälfte der Befragten ausreichend von ihren Arbeitgebern unterstützt. Insbesondere im Bereich der digitalen Kommunikationsplattformen, so die Studie, besteht in vielen Unternehmen noch Nachholbedarf. Diese internen Netzwerke und Plattformen existieren entweder nicht oder werden zu wenig genutzt.
Und genau hier kommt HR ins Spiel. Denn die Personalabteilung, als neuralgische Schnittstelle zwischen Arbeitgeber und Angestellten, muss als Enabler aktuell gleich drei Riesenthemen voranbringen: Technologie, Kollaboration und Kommunikation.
Selbstverständlich kann HR nicht isoliert vom restlichen Unternehmen agieren und blindlings Konzepte entwerfen oder mit neuen Tools vorpreschen. Dennoch füllt HR strategisch in Homeofficezeiten wie im digitalen Wandel eine ganz essentielle Rolle aus.
Vier Life Hacks für HR im digitalen Wandel
- Vertrauen schaffen
Egal, ob sich nur Teile oder die gesamte Belegschaft im Homeoffice befinden: Das erste To-do jeder HR-Abteilung sollte sein, Vertrauen zu schaffen. Remote bedeutet für viele Geschäftsführer immer noch Freizeit. Das mag mit der Prägung der eigenen Kohorte zu tun haben. Denn in den Chefetagen sitzt heute überwiegend die von Florian Illies beschriebene Generation Golf. Das sind die zwischen 1965 und 1975 Geborenen. Für sie spielen Genuss und Hedonismus eine zentrale Rolle im Leben. Aus diesem Blickwinkel wäre Homeoffice in der Tat eine Gelegenheit, ungestört die Seele baumeln zu lassen.
Doch die Realität sieht anders aus: Da rackern sich Mitarbeiter von früh bis spät an unzähligen Projekten ab. Nur um hinterher festzustellen, dass der Vorgesetzte denkt, man drehe zu Hause Däumchen.
Eine solche Kultur des Misstrauens gilt es zu bekämpfen. Sie ist toxisch und bremst Mitarbeiter und ganze Unternehmen aus. HR kann hier in alle Hierarchieebenen positiv hineinwirken, damit ein gegenseitiges Vertrauen herrscht zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.
- Kommunikation verstärken
Vertrauen kann nur da entstehen, wo viel und offen kommuniziert wird. Zu oft haben Mitarbeiter in Gemeinschaftsbüros das Gefühl, von wichtigen Informationen abgeschnitten zu sein. Im Homeoffice verstärkt sich dieser Eindruck um ein Vielfaches. Ganz gleich, ob ein Mitarbeiter tatsächlich umgangen wird oder er sich das Informationsdefizit nur einbildet. Damit Unternehmen transparent arbeiten, muss eine Kommunikationskultur geschaffen werden, in der Information nicht als Holschuld betrachtet wird. Von der Geschäftsführung über HR bis zu den Team- und Bereichsleitern muss ständig kommuniziert werden. Erst wenn dies auf C-Level sowie auf der Managementebene praktiziert wird, herrscht eine gesunde Kommunikationskultur.
- Digitale Kompetenzen aufbauen
Dafür, dass wir das Jahr 2020 schreiben, sind noch immer erstaunlich viele Arbeitnehmer, darunter Fachkräfte, digital unterentwickelt. Laut einer Studie der Münchener Personalberatung Maxmatch suchen Recruiter im deutschen Finanzwesen händeringend nach Fachkräften mit digitaler Kompetenz.
Nun könnten es sich Unternehmen einfach machen und den Aufbau digitaler Kompetenzen den Arbeitnehmern selbst überlassen. Doch diese – und dafür spricht obige Studie – bringen sich digitales Know-how nicht eigenständig bei. Die Angst vor Veränderung ist bei vielen Menschen zu groß. Auch hier kann HR einen Beitrag leisten, indem es digitale Themen forciert. Denn letztendlich sind digital versierte Arbeitnehmer nicht nur für die eigene Organisation, sondern für die ganze Wirtschaft besser.
- Digitale Infrastruktur etablieren
Was nutzen hochkompetente Digitalarbeiter, wenn das Unternehmen nicht die entsprechende Infrastruktur zur Verfügung stellt? Angefangen von der Bereitstellung moderner Arbeitsmittel bis zur Investition in eine zeitgemäße Tooling-Landschaft: Der Büroalltag findet heutzutage digital statt, unabhängig davon, ob die Kollegen wegen Corona im Homeoffice arbeiten oder nicht. Apps und Softwareprogramme dienen neben einer Arbeitsoptimierung dazu, die Kommunikation zwischen den Mitarbeitern sicherzustellen. Ob es nun darum geht, dass örtlich getrennte Kollegen gemeinsam an einem Aufgabenpaket arbeiten oder der Angestellte von zu Hause aus seinen Urlaubsantrag einreichen kann, ohne dafür in die Niederlassung kommen zu müssen.
Damit es zu keinen Grabenkämpfen zwischen Belegschaft und Geschäftsführung kommt – Mitarbeiter möchten mehr und bessere Technologie, Arbeitgeber möchten Kosten niedrig halten –, ist HR als Bindeglied gefragt. Eine Mittlerrolle zwischen den oft verhärteten Fronten kann klar herausstellen, welche Vorteile eine Investition in digitale Anwendungen für ein Unternehmen haben kann – vom Collaboration-Tool bis zur Software für die HR-Abteilung selbst.