Der digitale Wandel dürfte – auch infolge der Corona-Pandemie – mittlerweile bei fast allen Unternehmen angekommen sein. Infolge von Homeoffice ist der Einsatz von digitalen Tools wie Videokonferenzen in vielen Unternehmen an der Tagesordnung. Sie tragen dazu bei, dass Unternehmen überhaupt das alltägliche Geschäft aufrechterhalten können.
Im digitalen Zeitalter reicht es aber nicht aus, wenn Unternehmen nur neue Technologien einführen. Sie müssen den digitalen Wandel insgesamt im ganzen Unternehmen begleiten. Dabei muss der technologische Fortschritt mit den kulturellen Strukturen des Unternehmens in Einklang gebracht werden. Es muss ein neues Mindset bei Mitarbeitern und Führungskräften entstehen. Sie müssen sich an die Anforderungen der digitalen Arbeitswelt anpassen.
Das ist eines der Ergebnisse der Studie „HR in der digitalen Arbeitswelt“ von F.A.Z. Business Media und Cornerstone OnDemand. Für die Untersuchung haben die beiden Unternehmen insgesamt 211 Führungskräfte befragt. Dabei ging es um Ziele und Herausforderungen der Digitalisierung, schwerpunktmäßig auch in HR.
HR als Gestalter der Transformation
Die neuen digitalen Strukturen ziehen teils tiefgreifende Veränderungen nach sich. Unternehmen müssen ihre Geschäftsmodelle hinterfragen. Der HR-Bereich ist stark in die Digitalisierung eingebunden.
- Zum einen begleitet das Ressort als Schnittstelle zwischen Mitarbeitern und Unternehmensbereichen den digitalen Wandel und kann den Wandel aktiv mitgestalten. Laut der Entscheiderstudie übernimmt HR zunehmend neue Rollen im Unternehmen, etwa eine strategische Rolle als Businessberater. Es muss dafür Sorge dafür tragen, dass Mitarbeiter und Führungskräfte neue Kompetenzen erwerben, die sie im digitalen Zeitalter brauchen. Zwei Drittel der Unternehmensentscheider sehen es gemäß der Befragung als große Herausforderung an, die Mitarbeiter im Veränderungsprozess angemessen mitzunehmen.
- Zum anderen muss HR in den eigenen Reihen digitalisieren und Lösungen einführen, um die Effizienz zu erhöhen. Im Zuge der Digitalisierung braucht HR neue Kompetenzen und Fähigkeiten.
Digitale Transformation – eine der Kernaufgaben
Für 90 Prozent der Befragten gehört die digitale Transformation derzeit zu den wichtigsten Themen im eigenen Unternehmen. Gemäß der Studie liegt die Verantwortung, den Kurs des digitalen Wandels vorzugeben, vor allem bei der Geschäftsführung beziehungsweise beim Vorstand.
Mit der Digitalisierung kommt eine Bandbreite an erfolgskritischen Aufgaben auf die Unternehmen zu, die sie neben dem laufenden Tagesgeschäft bewältigen müssen. Unter anderem müssen sie digitale Lösungen implementieren, Prozesse automatisieren und die Transformation technologisch umsetzen. Die befragten Unternehmen sind sich mehrheitlich einig, dass Technologie allein aber nicht ausreicht.
Digitalisierung zieht einen kulturellen Wandel nach sich
Die Digitalisierung kann nur gelingen, wenn die Menschen in den Unternehmen sie mittragen. Daher ist es eines der Hauptanliegen der Befragten, einen kulturellen Wandel einzuleiten. Die Denkweisen in der eigenen Organisation müssen sich an die Anforderungen der neuen digitalen Arbeitswelt anpassen.
Bei dieser Aufgabe kommt dem HR-Ressort eine entscheidende Rolle zu. Die Mehrheit der Befragten gibt an, dass die Digitalisierung in ihrer Unternehmensstrategie verankert ist. In der Hälfte der Großunternehmen ist der digitale Wandel zudem auch in der unternehmensweiten HR-Strategie enthalten. Fast vier von zehn Unternehmen (37 Prozent) sind überzeugt, dass die HR-Abteilungen als Ganzes einen Beitrag zur unternehmensweiten Digitalisierung leisten.
Der Veränderungsprozess führt dazu, dass sich das Selbstverständnis der Personalabteilungen verändert. HR übernimmt somit zunehmend die Rolle eines Change-Makers und strategischen Partners. Das geben jeweils 44 Prozent der befragten Entscheider an. Sie sehen damit auch, dass HR einen Entwicklungsauftrag in der Gesamtorganisation wahrnehmen muss, und zwar gegenüber den Führungskräften und den Mitarbeitern.
HR sollte in diesem Prozess versuchen, jeden Mitarbeiter im Unternehmen zu erreichen und allen Orientierung und Hilfestellung zu bieten. Langfristig muss in die Köpfe ein neues Mindset einziehen – unternehmensweit. Das bedeutet auch, dass es eine Abkehr vom Silodenken geben wird und Hierarchien aufweichen.
Effizienzsteigerung als positiver Effekt der digitalen Transformation
Nach Angaben der Befragten ist die Digitalisierung ein Hebel, um die Effizienz zu steigern. In den kommenden fünf Jahren möchten rund vier Fünftel (82 Prozent) der Befragten mit Hilfe digitaler Technologien HR-Prozesse effizienter gestalten. Jedes zweite Unternehmen möchte gemäß der Studie seine HR-Mitarbeiter von Routineaufgaben befreien und die HR-Administration erleichtern. Dabei wollen sie auch das Kosten-Nutzen-Verhältnis berücksichtigen: Zwei Fünftel (42 Prozent) wollen die Kosteneffizienz im Personalbereich erhöhen.
HR als Ganzes profitiert von digitalem Wandel
Von dem digitalen Wandel profitieren viele HR-Bereiche, allen voran das Recruiting. Dort setzen es 70 Prozent der Befragten ein. Aber auch in der Weiterbildung (59 Prozent) und im Personalcontrolling gibt es laut Unternehmensangaben digitale Lösungen. HR-Abteilungen nutzen vor allem Tools, deren Anschaffungskosten niedrig sind und die sich leicht in ihre Abläufe integrieren lassen. Je leichter der Zugang zu neuen Technologien ist, desto häufiger geben die befragten Entscheider an, sie einzusetzen. HR-Verantwortliche wünschen sich insbesondere digitale Lösungen, die nutzerfreundlich und datenschutzkonform sind.
Infolge der Pandemie sind derzeit Tools für Videokonferenzen am stärksten gefragt. Jedes zweite Unternehmen fördert die unternehmensinterne Weiterbildung mit entsprechender Learning-Software. Drei von zehn Organisationen setzen Reporting-Software ein.
Gegenüber solchen standardisierten Lösungen setzt nicht einmal jedes vierte Unternehmen komplexere Technologien wie Self-Service-Apps, HR-Analytics-Software oder auch Feedback-Apps ein. Prinzipiell haben Personalabteilungen in Großunternehmen bei der Digitalisierung gegenüber kleineren Betrieben die Nase vorn.