Getrieben durch gesellschaftspolitische Diskurse um Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz, hinterfragen Arbeitnehmer zunehmend die Mobilitätslösungen ihrer Arbeitgeber. Aber auch die Pandemie sorgt für ein Umdenken. Das „Arval Mobility Observatory“-Fuhrpark- und Mobilitätsbarometer hat fünf Trends im Fuhrparkmanagement identifiziert, die die Coronapandemie noch verstärkt hat.
Corona hinterlässt Spuren – auch in Fuhrparks
Die Coronakrise hat Auswirkungen auf die Planung von Unternehmensflotten. Fuhrparkverantwortliche mussten ihre Mobilitätsangebote schneller als erwartet neu ausrichten und alternative Lösungen in Erwägung ziehen. Gezwungen durch den Gesundheitsaspekt, ging es gegen Ende des ersten Lockdowns vor allem darum, allen Mitarbeitern Mobilitätslösungen anzubieten. Immerhin drei von zehn der befragten Unternehmen erklärten, ihren Mitarbeitern mittels Firmenwagen einen sicheren Arbeitsweg ermöglichen zu wollen.
Unabhängig von der Pandemie gibt es zudem Entwicklungen in Bezug auf die Durchschnittsgröße des Fuhrparks. So sind diese hierzulande mit 106 Fahrzeugen zwar noch immer größer als in den meisten anderen europäischen Ländern. Dennoch hat sich die Anzahl der Fahrzeuge im Vergleich zum Vorjahr verringert. Der Grund dafür: eine geringere Maximalgröße der Flotten.
Der Wachstumstrend bleibt grundsätzlich positiv. Laut Umfrage planen vier von zehn Unternehmen in den kommenden drei Jahren, ihre Fuhrparkflotte auszubauen, wohingegen nur 8 Prozent einen Abbau beabsichtigen. Der Anteil der Unternehmen, die ihre Flotte erweitern möchten, ist damit größer als vor Beginn der Pandemie – wenig verwunderlich, dass es sich dabei vor allem um Großunternehmen handelt. Diese sind für wirtschaftliche Auswirkungen weniger anfällig und blicken daher zuversichtlicher in die Zukunft als kleinere Firmen.
Alternative Technologien auf der Überholspur
Grundsätzlich stellen Flottenverantwortliche den Energiemix ihres Fuhrparks verstärkt auf den Prüfstand. Eine häufige Frage dabei ist: Wie können wir das Budget und gleichzeitig die Verpflichtungen zur Corporate Social Responsibility (CSR) einhalten? Die Nutzung von alternativ angetriebenen Fahrzeugen wie Hybrid-Elektrofahrzeugen, Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen und Batterie-Elektrofahrzeugen wirkt sich positiv auf das Budget und die CSR-Ziele aus. Schon sieben von zehn befragten Unternehmen nutzen alternative Antriebe oder planen deren Einsatz. Dabei handelt es sich insbesondere um Großunternehmen. Viele Fuhrparkverantwortliche gehen sogar davon aus, dass in den kommenden Jahren mehr als drei von zehn Fahrzeugen einen Batterie-Elektroantrieb haben werden.
Mit alternativen Technologien in der Flotte profitieren Unternehmen nicht nur von reduzierten Energiekosten, sondern auch von steuerlichen Vorteilen. Zudem tragen Fahrzeuge mit reduzierten Emissionen entscheidend zum Image des Unternehmens bei. Firmen werden sich weiterhin bemühen, ihre CO2-Bilanz zu verbessern. Der Grund dafür ist, dass Unternehmen und ihre Mitarbeiter sozial verantwortlich agieren sowie umweltfreundliche Marken unterstützen möchten.
Alternative Mobilitätslösungen zunehmend beliebt
Treiber für alternative Mobilitätslösungen ist derzeit vor allem die Pandemie. Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass das Thema Mobilität kurz- bis mittelfristig strategischen Charakter erhalten wird. Dieser Trend dürfte anhalten. So geben vier bis fünf von zehn Fuhrparkverantwortlichen an, sich vorstellen zu können, ihre Firmenwagen in den kommenden Jahren um alternative Mobilitätslösungen zu ergänzen. Im Mittelpunkt stehen individuelle Lösungen wie privates Autoleasing (28 Prozent); aber auch kurz- oder mittelfristige Mietlösungen sind gefragt (35 Prozent). Ein deutliches Zeichen für ein anhaltendes Interesse ist der steigende Bedarf an gemeinsam genutzten Mobilitätslösungen. So verzeichnet der Bereich Corporate Carsharing eine Zunahme von 27 Prozentpunkten in der aktuellen und der geplanten Nutzung. Nicht weniger als 47 Prozent der befragten Unternehmen setzen bereits auf dieses Konzept oder planen den Einsatz in den kommenden drei Jahren. In diesem Zusammenhang ist bei einem von zwei Unternehmen eine App für das Buchen von Mobilitätslösungen im Gespräch.
Bestellprozess: persönliche Abwicklung für KMUs im Fokus
Mietlösungen stoßen bei deutschen Unternehmen als Finanzierungsmethode auf großen Anklang. Gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) müssen zunehmend flexibel auf die Mobilitätsbedürfnisse ihrer Mitarbeiter reagieren – vor allem, um beispielsweise in Zeiten einer Pandemie die Gesundheit der Belegschaft zu schützen. Dabei ziehen sechs von zehn befragten Fuhrparkverantwortlichen aus KMUs bei der Beratung und Beschaffung eindeutig den persönlichen Kontakt zum Ansprechpartner einem Onlinebestellvorgang vor. Dahingegen setzt nur einer von zehn Flottenverantwortlichen auf einen digitalen Bestellprozess – trotz Vorteilen wie Zeitersparnis und bequemer Abwicklung.
Die Nutzung digitaler Möglichkeiten wurde durch die Krise verstärkt. Der direkte Kontakt zum Händler ist für Fuhrparkmanager Hauptinformationsquelle bei der Wahl des Fahrzeugs oder der Autofinanzierung. Sieben bis acht von zehn Fuhrparkleitern von KMUs erachten die folgenden Kriterien als äußerst wichtig, um die Flexibilität ihrer Flotte zu gewährleisten: die Möglichkeit, die Fahrzeugart zu wechseln, Anpassung der Fuhrparkgröße an den Bedarf und die Entwicklung des Unternehmens und die unmittelbare Verfügbarkeit.
Connected Cars auf dem Vormarsch
Vernetzte, also internetfähige Fahrzeuge sind bei deutschen Unternehmen zunehmend beliebt. Bereits die Hälfte nutzt Leichtkraftlastwagen, vier von zehn Unternehmen verwenden Personenkraftwagen mit Vernetzungstechnologie. Neben den Entwicklungen rund um Batterie-Elektrofahrzeuge wirken die Pandemie und der damit einhergehende digitale Ausbau auch hier als Katalysator.
Dennoch: Auch wenn in diesem Bereich deutliche Entwicklungen wahrzunehmen sind, gibt es immense Unterschiede zwischen kleinen und großen Unternehmen. So haben sich Connected Cars bei größeren Firmen bereits weitgehend durchgesetzt. Sieben von zehn Organisationen mit mehr als 100 Mitarbeitern setzen auf Connected Cars. Bei kleinen Unternehmen mit zehn bis 99 Angestellten sind es knapp 50 Prozent. Zu den wichtigsten Hebeln für die Einführung gehören hier neben Umweltaspekten (41 Prozent) auch betriebliche Effizienz (41 Prozent), Lokalisierung von Fahrzeugen (51 Prozent) und Reduzierung der Fuhrparkkosten (39 Prozent). Bei sehr kleinen Unternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern hingegen muss noch Überzeugungsarbeit geleistet werden: Nur knapp ein Fünftel der Befragten nutzt entsprechende Technologien.
Katharina Schmidt, Head of Consulting & Arval Mobility Observatory, Arval Deutschland GmbH