Das Leben hat sich verändert, eine Rückkehr zur Normalität bedeutet nicht, Dinge wieder genau so zu tun wie vor der Pandemie. Darüber waren sich die Teilnehmer und Referenten des 12. Deutschen HR-Summit einig. Doch was bedeutet das für Unternehmen, und wie können sie sich darauf einstellen? – Auf diese und andere Fragen gab der Deutsche HR-Summit Antworten, zu dem F.A.Z. Business Media gemeinsam mit den Mitveranstaltern Advant Beiten, Cornerstone On Demand, Mercuri Urval und Barmer sowie den Partnern CoachHub und UKG eingeladen hatte.
Einen Tag lang ging es um Themen, die HR derzeit bewegen. Die Vielfalt der Themen war groß: Katharina Rath, Vorstand für Personal bei dem Logistikunternehmen DB Schenker, sprach von globalem und lokalem Krisenmanagement, das HR derzeit zu leisten habe. Frauke von Polier, Chief People Officer beim Heiz- und Klimatechnikunternehmen Viessmann, und Frank Kohl-Boas, Leiter Personal und Recht bei der Zeit Verlagsgruppe, redeten über die neue Fokussierung in der Employee-Experience.
Wie wichtig es ist, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, betonten viele Speaker. So empfahl Benedikt Lell vom Technologieunternehmen UKG, die Menschen in Unternehmen zu fokussieren, nicht die Prozesse. In eine ähnliche Richtung ging Michael Ilgner, Global Head of HR bei der Deutschen Bank. Er betonte im Interview die Bedeutung von Teamarbeit.
Mitarbeiter brauchen einen Purpose
Einige Botschaften und Appelle zogen sich durch den gesamten HR-Summit. In unsicheren Zeiten bedürfe es eines klaren Fokus in Form von Werten, Meilensteinen oder besonderen Momenten. Das sei nicht mit detaillierten und planbaren Prozessen zu vergleichen, denn diese brächten in Krisenzeiten, die von Chaos und Unplanbarkeit geprägt sind, das Unternehmen nicht weiter, sondern paralysierten, waren sich die Redner einig. Vielmehr ginge es darum, den Mitarbeitern einen Purpose zu geben, als Führungskraft klar Haltung zu zeigen, aber nicht den Prozess vorzugeben.
Aber auch das Potential des einzelnen Mitarbeiters zu erkennen, sie an die passende Stelle zu setzen und mit den richtigen Aufgaben zu betrauen, sei eine wichtige Aufgabe von HR geworden. Mitarbeiter müssten heutzutage einen anderen Stellenwert in Unternehmen erhalten als früher. Sie hätten mehr Entscheidungsfreiheit und Flexibilität, und sie könnten selbst Probleme lösen, wenn die Führungskräfte ihnen Verantwortung übertragen und ihnen einen passenden Rahmen zur Verfügung stellen.
Entscheidend für jegliche Form des flexiblen Arbeitens und erfolgreiche Reaktionen auf Unsicherheiten seien Vertrauen und Kommunikation. Frank Kohl-Boas betonte hier, dass nicht nur von der Führungsebene nach unten kommuniziert werden solle: „Wir brauchen auch eine Bottom-up-Kommunikation, denn ein Unternehmen ist ein lebendiger Organismus, in dem es keine nur aktive und keine ausschließlich passive Seite gibt“, sagte der Leiter Recht und Personal der Zeit Verlagsgruppe. Nur so erkenne man die Bedürfnisse der Mitarbeiter.
Unsere künftige Zusammenarbeit
Auch darum, wie wir künftig zusammenarbeiten werden, ging es in den Diskussionen auf dem HR-Summit. Viele Unternehmen ließen ihre Teams bereits selbst entscheiden, an wie vielen Tagen diese im Büro und an wie vielen sie remote arbeiten. Das müsse nicht unbedingt von Führungskräften vorgegeben werden. Allerdings müssten diese dafür sorgen, dass ihre Belegschaft nicht überlastet werde. Das könne in der heutigen Zeit leicht passieren, denn bereits durch die zunehmende Digitalisierung nähmen Überlastung und emotionale Erschöpfung von Mitarbeitern zu, zitierte Professor Dr. Mustapha Sayed von der Krankenversicherung Barmer aus einer Studie.
Damit hybrides Arbeiten gelingen könne, müssten Unternehmen Nähe und Vertrauen im virtuellen Raum schaffen. Das müsse anders hergestellt werden als in Präsenz, und die Persönlichkeit der einzelnen Mitarbeiter müsse berücksichtigt werden, so Karen Wefelmeyer von d&b audiotechnik.
Thomas Ogilvie, Personalvorstand und Arbeitsdirektor bei der Deutsche Post DHL Group, wies darauf hin, dass es wichtig sei, die Mitarbeiter zu verstehen, denn sie seien alle Teil des „Immunsystems“ des Unternehmens. Sie könnten Veränderungen anstoßen, wenn sie sich durch Changeprozesse in Gefahr sähen, oder die Organisation stärken, wenn sie gemeinsam eine wirkliche Bedrohung erfolgreich abwehrten.
Was tun mit den Erkenntnissen? – Laut Katharina Rath ist es notwendig, mutig zu sein und bestehende Prozesse abzuschaffen, wenn sie nicht effektiv sind. „HR must be the trusted irritator“, sagte sie. „Ohne uns geht in Zukunft nichts mehr.“
Hier finden Sie weitere Rückblicksartikel zum Deutschen HR-Summit 2021. Im Jahr 2022 wird der HR-Summit am 28. Oktober mit Vorabendprogramm am 27. Oktober stattfinden.
Lena Onderka und Kirstin Gründel