Nach zwei Jahren Pandemie und dem Ende vieler Restriktionen haben sich viele Unternehmen die Frage gestellt, wie und wo ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter künftig zusammenarbeiten sollen. Die Diskussion über Vor- und Nachteile ist in vollem Gange. Trotz vieler praktizierter Hybridarbeitsmodelle plädieren viele Unternehmen, auch namhafte, dafür, die Belegschaft weitgehend oder komplett ins Büro zurückzuholen
Die Stimmungslage der Belegschaft ist eine andere. Laut einer Umfrage von Civey und Cisco in Deutschland im Jahr 2022 möchten nur 16 Prozent der befragten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wieder vollständig im Büro arbeiten. Mehr als drei Viertel möchten mindestens einen Tag pro Woche am heimischen Schreibtisch arbeiten.
Entscheidungshilfe für Unternehmen
Als Entscheidungshilfe für die Art der künftigen Zusammenarbeit kann eine Befragung von 1.500 Talenten in 56 Ländern dienen, die MIT Sloan Management Review Connections und Cisco durchgeführt haben. Zentrale Erkenntnisse dieser Studie sind:
- Hybrid Work verbessert die Unternehmenskultur.
- Nicht der Arbeitsort, sondern die Führungsqualität erhöht das Zugehörigkeitsgefühl von Mitarbeitern.
- Hybrid Work führt zu einem höheren Engagement der Beschäftigten.
Verbesserte Unternehmenskultur durch Remote Work
Die Umfrage zeigt, dass die Unternehmenskultur durch die Arbeit von entfernten Standorten während der Pandemie nicht gelitten hat. Vielmehr hat sie sich in vielerlei Hinsicht verbessert. Das sehen mehr als 90 Prozent der Befragten so. Nur weniger als 10 Prozent antworteten, dass Remote oder Hybrid Work die Unternehmenskultur negativ beeinflusst habe. Darüber hinaus sagen 88 Prozent der Befragten, dass sich die Übereinstimmung der Unternehmensprozesse mit den Unternehmenswerten durch Remote Work verbessert (47 Prozent) oder nicht verändert habe (41 Prozent).
Auch bei Themen wie Zugehörigkeit, Integration, Diversität, Fairness und Sicherheitsgefühl zeigt sich ein ähnliches Bild: 89 Prozent der Befragten glauben, dass sich durch Hybrid Work Vielfalt und Integration in ihrem Unternehmen verbessert hätten oder gleich geblieben seien. Bei Angehörigen der Generation Z (ab 1995 Geborene) ist dieser Wert mit 56 Prozent höher als bei Millennials (Jahrgänge 1980 bis 1994; 52 Prozent), der Generation X (Jahrgänge 1965 bis 1979) mit 45 Prozent und den Babyboomern der Jahrgänge bis 1964 (35 Prozent). Gerade mit Blick auf die demographische Entwicklung ist das ein wichtiger Aspekt.
Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Thema „Einbringen der eigenen Meinung“: Drei Fünftel (59 Prozent) der Generation Z geben an, dass sich dieses Thema durch Hybrid Work verbessert habe, gefolgt von den Millennials (50 Prozent).
Diese Zahlen weisen darauf hin, dass verschiedene Meinungen eher geäußert werden, wenn Talente räumlich getrennt sitzen wie in Videokonferenzen, als wenn sie alle im Büro zusammensitzen. Letzteres führe eher zu Konformität. Die durch Hybrid Work gewonnene Vielfalt und die lebhafteren Diskussionen sollten Unternehmen nutzen, um bessere Entscheidungen zu treffen.
Führungsqualität für Zugehörigkeit entscheidend
Die Pandemie hat gezeigt, dass die Art der Führung für die Mitarbeiterbindung wichtiger ist als der Standort. 83 Prozent der Befragten schreiben ihren Führungskräften zu, das allgemeine Zugehörigkeitsgefühl zu stärken, auch weil sie Inklusivität und Fairness vorleben. So sagen vier von fünf Befragten, dass ihre Vorgesetzten ehrliches und offenes Feedback auch in einem Hybrid-Work-Kontext immer oder häufig förderten.
Umgekehrt vertrauen auch die Führungskräfte ihren Mitarbeitern im Homeoffice. 76 Prozent der Befragten auf C-Level glauben, dass ihre Beschäftigten im Homeoffice pünktlich und gut arbeiten (siehe Grafik). Damit ist klar: Personalführung funktioniert auch remote, wenn das dafür nötige gegenseitige Vertrauen existiert.
Hybrides Arbeiten fördert Engagement
Ein wichtiger Faktor für das Engagement und Wohlbefinden der Beschäftigten ist die freie Wahl des Arbeitsortes. Das bestätigen weltweit 68 Prozent der Befragten. Dabei wissen sie, dass diese Flexibilität Kompromisse erfordert. Zum Beispiel erwartet weniger als ein Viertel der Personen, die im Homeoffice arbeiten, die gleichen Vergünstigungen wie ihre Kollegen im Büro. Dazu gehören Kinderbetreuung, Mitgliedschaft im Fitnessstudio oder Zuschüsse zu den Pendelkosten. Nur 22 Prozent wollen die Ausgaben für das Heimbüro von ihrem Arbeitgeber erstattet bekommen.
Technologie und Office-Gestaltung zählen
Neben angemessenem Lohn, flexibler Wahl des Arbeitsortes und einer besseren Unternehmenskultur ist auch die Arbeitsumgebung im Büro zentral. Heutzutage wollen Mitarbeiter im Büro in erster Linie zusammenarbeiten und nicht nur gesehen werden.
Zu den wichtigsten Vorteilen der Arbeit vor Ort gehören mehr Kreativität und Teamwork sowie das Erlernen und Entwickeln neuer Fähigkeiten. Personalverantwortliche müssen daher darauf achten, dass im Büro vor allem die kreative Zusammenarbeit, informelle Gespräche und Weiterbildung gefördert werden. Dafür ist eine entsprechende technische Ausstattung nötig:
Bei gemeinsam genutzten Schreibtischen muss die Anmeldung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Geräten einfach funktionieren. Flexibles Hot Desking gelingt durch Scannen eines QR-Codes oder das simple Andocken von Laptop oder Smartphone an spezielle Check-in-Devices. So lässt sich der persönliche Arbeitsbereich überallhin mitnehmen.
Zur kreativen Zusammenarbeit braucht es hochwertige Lösungen für hybride Meetings. Whiteboards ermöglichen eine flexible visuelle Zusammenarbeit, auch für komplexe Planungen und die Darstellung unterschiedlicher Workstreams. Einige Lösungen lassen sich auch als Plattform auf verschiedenen Endgeräten mit Drittanwendungen nutzen.
Zu guter Letzt müssen Videokonferenzsysteme heute eine gleichberechtigte Teilnahme von jedem Arbeitsort aus bieten. Dabei erleichtern Rauschreduktion, Stimmfilter und Bildoptimierung die hybride Zusammenarbeit. Digitale Lösungen für Brainstorming, Feedback und Messaging erhöhen ebenfalls Kreativität und Schnelligkeit.
Wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, können Remote und Hybrid Work maßgeblich dazu beitragen, dass sich Talente wohlfühlen und bei ihrem Arbeitgeber bleiben.
Katrin Hartmann, HR Country Head, und
Tom Hirschbach-Taddey, Senior Manager Collaboration Specialists, Cisco Deutschland