Mitarbeiter bewerten ihre Arbeit im Home-Office unterschiedlich. Längst nicht jeder ist zufrieden, wenn er von zu Hause aus arbeiten darf oder muss. Während manche angeben, im Home-Office konzentrierter arbeiten zu können und produktiver zu sein, bevorzugen andere den Arbeitsplatz im Unternehmen, um in Ruhe zu arbeiten. Auch Kreativität und den persönlichen Austausch mit Kollegen vermissen viele bei Remote Work.
Wünsche für zukünftiges Arbeiten
So unterschiedlich, wie Mitarbeiter Remote Work wahrnehmen, sind auch ihre Wünsche: Manche möchten auch künftig möglichst viel im Home-Office arbeiten und wünschen sich eine Fünftagewoche zu Hause. Andere bevorzugen, täglich ins Büro zu fahren.
Eine aktuelle Studie hat sechs verschiedene Mitarbeitertypen identifiziert. Sie unterscheiden sich bezüglich ihrer Arbeitsweisen und ihrer Einstellung zu Arbeit. Auch sind die Voraussetzungen in ihren heimischen Büros höchst unterschiedlich. Die Studienteilnehmer haben insbesondere die Faktoren Struktur, Ruhe, persönlicher Kontakt mit Kollegen, Austausch mit der Führungskraft und Ausstattung des Arbeitsplatzes zu Hause bewertet.
Nur zwei der Mitarbeitertypen fühlen sich laut der Studie bei der Arbeit daheim rundum wohl. Unternehmen sollten die verschiedenen Mitarbeitertypen und deren Wünsche kennen und differenziert betrachten. So können sie individuelle Lösungen für jeden Typ finden. Auch können sie auf die Bedürfnisse eingehen und beispielsweise diejenigen Mitarbeiter im Büro arbeiten lassen, die das Büro als beste Option erleben.
An der Befragung, die das Marktforschungsinstitut IFAK gemeinsam mit dem Telefonstudio Rilaton und dem Mitarbeiterbefragungsunternehmen Priotas durchgeführt hat, haben rund 1.000 Berufstätige ab 18 Jahren teilgenommen, die mindestens einen Tag pro Woche im Home-Office arbeiten.
Die sechs Mitarbeitertypen
1. Home-Office-Ablehner
Die Home-Office Ablehner sind generell unzufrieden mit der Arbeit zu Hause. Sie machen etwa ein Fünftel (19 Prozent) der Erwerbstätigen aus. Bei diesem Typ handelt es sich meistens um Männer und eher um jüngere Generationen. Alle Kriterien wie Arbeitsmittel, Struktur, Ruhe und Austausch mit dem Team und mit der Führungskraft bewerten sie im Home-Office deutlich negativer als im Büro. Sie geben an, im Home-Office keinen Spaß an der Arbeit zu haben und nicht effektiv arbeiten zu können. Positive Aspekte sehen sie beim Arbeiten remote nicht. Aufgrund dessen wünschen sie sich zukünftig weniger Home-Office-Tage als beispielsweise während der Lockdowns. Der größte Teil dieser Gruppe kann sich maximal zwei Tage Home-Office pro Woche vorstellen; ein Fünftel möchte am liebsten ganz darauf verzichten.
2. Zufriedene Home-Office-Individualisten
Jeder zehnte Befragte (10 Prozent) ist ein zufriedener Home-Office-Individualist. Zu dieser Gruppe gehören vor allem weibliche und eher ältere Personen, oftmals auch Alleinlebende. Sie fühlen sich im Home-Office wohl, auch wenn sie bemängeln, dass dabei die Kommunikation und die Teambindung leiden, ihnen Wertschätzung und Informationen fehlen und es oft keinen ausreichenden Austausch mit der Führungskraft gibt. Dennoch vermissen sie das Team nicht. Die zufriedenen Individualisten geben an, dass sie einen gut eingerichteten Arbeitsplatz zu Hause haben und dort störungsfrei, gut strukturiert und effektiv arbeiten können. Diese Gruppe kann sich mehrheitlich vorstellen, in Zukunft zwei bis drei Tage pro Woche im Home-Office zu verbringen.
3. Home-Office-Fans
Ein Drittel (29 Prozent) der Mitarbeiter sind ausgesprochene Home-Office-Fans. Sie sind etwas älter, meist zwischen 40 und 54 Jahren alt, und leben in Zweipersonenhaushalten. Generell sind sie mit dem Arbeiten im Home-Office sehr zufrieden und sehen keine negativen Aspekte. Home-Office-Fans können sich zu Hause gut strukturieren, in Ruhe arbeiten und haben überdurchschnittlich viel Spaß dabei. Diese Personen geben an, dass sie alle Informationen bekommen, die sie benötigen, und zudem der Austausch mit Kollegen und die Einbindung ins Team gut funktionieren. Aufgrund ihrer Erfahrungen und Kenntnisse der Betriebsstrukturen bleiben sie auch im Home-Office gut vernetzt. Für diese Gruppe ist es unerheblich, an welchem Ort sie arbeitet. Ein Großteil dieser Personen befürwortet, gar nicht mehr ins Büro zurückzukehren.
4. Familiär Beanspruchte
Etwa ein Sechstel (15 Prozent) der Arbeitnehmer gehört zu den familiär Beanspruchten. Das ist kaum überraschend, da es sich bei dieser Gruppe vor allem um Unter-40-Jährige handelt, die mitten in der Familienzeit stehen und somit mehrheitlich in Mehrpersonenhaushalten leben. Diese Mitarbeiter werden beim Arbeiten zu Hause häufig von Familienmitgliedern abgelenkt, neigen dazu, Privates und Berufliches zu vermischen, und können seltener in Ruhe arbeiten als andere. Obwohl sie in ihre Familien eingebunden sind, vermissen sie den persönlichen Kontakt zu ihrem Team und fühlen sich im Home-Office oft einsam. Daher würden ihnen ein bis zwei Tage pro Woche im Home-Office ausreichen.
5. Ausstattungslose
Die Beschäftigten dieser Gruppe haben das Problem, dass sie zu Hause keinen richtigen Arbeitsplatz und kaum Arbeitsmittel haben. Das betrifft etwa jeden zehnten Befragten (11 Prozent). Infolgedessen können diese Personen zu Hause nicht effektiv arbeiten, und das Arbeiten remote macht ihnen keinen Spaß. Immerhin positiv bewerten sie den Austausch mit dem Team und der Führungskraft. Unter den sogenannten Ausstattungslosen sind überdurchschnittlich viele junge, alleinlebende Personen. Sie können sich für die Zukunft maximal zwei Tage – lieber weniger – pro Woche im Home-Office vorstellen.
6. Teamvermisser
Als Teamvermisser lässt sich rund ein Sechstel (16 Prozent) der Arbeitnehmer beschreiben. Sie kommen in allen Altersgruppen vor und leben überdurchschnittlich häufig allein. Sie haben zwar technisch die benötigte Ausstattung im Home-Office, und die Kommunikation mit der Führungskraft sowie der Informationsfluss funktionieren gut. Daher können sie von zu Hause aus effektiv arbeiten. Diesen Personen fehlt jedoch der soziale Kontakt zu Team und Kollegen. Teamvermisser wünschen sich, künftig nicht mehr als zwei Tage pro Woche remote zu arbeiten.
Kirstin Gründel