Wenn Menschen an Revolutionen denken, haben sie viele Bilder im Kopf: Sie sehen Menschen auf den Straßen, Pflastersteine in der einen, Fackeln in der anderen Hand, Tumult. Dabei können Revolutionen auch dann etwas umstürzen, wenn sie beiläufig passieren. Gegenwärtig ist es insbesondere die Arbeit, die revolutioniert wird – teils sogar radikal.
Verantwortlich dafür zeigt sich zum einen der Zeitgeist, der, aufgeheizt durch technologischen Fortschritt, kritisch hinterfragt, was Arbeit ist, sein muss und werden darf. Zum anderen sind es die „drei digitalen Weisen“ aus dem Silicon Valley (Apple, Google, Amazon), die als globale Player die Welt verändern.
Dazwischen finden sich Menschen wie Eric Ries, Begründer der Lean-Start-up-Methode, und Simon Sinek, Autor und Unternehmensberater, die Ideen vom verschlankten Arbeiten und New Work voranbringen, einer hybriden Welt aus Algorithmen und mitarbeiterorientierten Arbeitsprozessen.
Und schließlich hat auch Corona alles verändert. Die Pandemie hat, was vorher nicht gelang, New-Work-Modelle vorangetrieben und als Arbeitsmodelle der Zukunft etabliert. Unternehmen, die diese Modelle zuvor skeptisch beäugt oder gar abgelehnt haben, mussten sie nun schnell anwenden.
Home-Office und Remote Work – zwei leicht miteinander zu kombinierende Arbeitssysteme, die vor der Pandemie oft als nicht umsetzbar galten – zählen heutzutage zu den Basismodulen modernen Arbeitens: Ob im Coworking-Space, dank effizienter Raumnutzung via Hotdesking oder ganz privat im Café um die Ecke – die Ergebnisse zählen nicht nur, sie überzeugen.
Mehr Produktivität durch New Work
Schon vor fast einem Jahrzehnt (im Jahr 2013) stellte eine Studie der Stanford University fest, dass Remote Work zu einer Leistungssteigerung bei Mitarbeitenden von bis zu 13 Prozent führen kann. Seither gibt es den Trend, Produktivität und Remote Work miteinander zu verbinden. Und mehr noch: Motivation und Produktivität stehen damit nicht mehr im Wettstreit miteinander. Vielmehr ist nun messbar, wie es die Produktivität positiv beeinflusst, wenn sich Mitarbeitende selbst und freiwillig dafür entscheiden, Arbeit zu erledigen, das heißt, wenn sie das tun können, was ihnen gefällt.
Die Arbeitsmodelle der Zukunft sind allesamt von Emotionen geprägt. Es geht dabei stets um Selbstbestimmung und um Freiheit, es geht um die Bedürfnisse der Mitarbeitenden und wie diese sich mit den Unternehmenszielen vereinbaren lassen. Wer remote in Vollzeit oder sowieso in Teilzeit arbeitet, möchte sich vielleicht nebenberuflich noch etwas dazu verdienen – am liebsten ohne Bewerbungsstress und mit möglichst flexiblen Arbeitszeiten.
Auf diese Weise kommen Unternehmen, die flexible Arbeitskräfte suchen, und Mitarbeitende, die ein modulares Schichtsystem statt fester Kernarbeitszeiten bevorzugen, zusammen. Spricht man beispielsweise mit Nutzern und Nutzerinnen von Job-Apps, die Nebenjobsuchenden Arbeitsangebote liefern und sie mit Unternehmen verbinden, so versteht man recht schnell, weshalb sich diese Plattformen wachsender Beliebtheit erfreuen. Immerhin reichen wenige Klicks und Swipes, um genau das Passende zu finden. Die Apps passen sich dabei nicht bloß dem rasant wachsenden Arbeitsmarkt an, sondern prägen ihn auch mit. Dafür sorgen unter anderem ein dezentral gesteuertes Mitarbeitersystem und Algorithmen, aber auch eine Zielgruppe, die mehr vom Leben erwartet als statische Arbeitsmodelle.
Wahrnehmung hat sich verändert
Grund für diese Erwartungen ist auch, dass Arbeitnehmer Arbeitsmodelle anders wahrnehmen als früher. Während früher der Begriff „Teilzeit“ mit Mutterschaft in Verbindung gebracht wurde, bedeutet das Wort mittlerweile eher „Wahlarbeitszeit“. Damit geht nicht nur einher, dass Mitarbeitende heute zu Hause arbeiten und morgen im Coworking-Space in Barcelona, sondern es bedeutet auch, dann mehr zu arbeiten, wenn mehr Einkommen benötigt oder gewünscht wird. Gearbeitet wird nach Maß und Bedürfnis, keineswegs gezwungenermaßen und immer.
Davon profitieren nicht nur Arbeitnehmer, sondern auch Unternehmen: Es gibt ein „Baukastenmodell für Arbeitsstunden“: Ob in Restaurants, Handwerksbetrieben oder in Bekleidungsgeschäften – der Personalplan richtet sich konsequent nach dem jeweiligen Bedarf und passt sich an das Kunden- und Kundinnenaufkommen an. Wer also seine Stoßzeiten richtig prognostiziert, sorgt wiederum für Freiheiten für seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, für Produktivität und für eine wachsende Arbeitsmoral.
Arbeitsmodelle der Zukunft: Sind sie schon Wirklichkeit?
Sind die Arbeitsmodelle der Zukunft also schon Wirklichkeit geworden? – Sehen wir uns Job-Apps an, könnten wir meinen, dass die Arbeitsmodelle der Zukunft schon umgesetzt werden. Hier stehen zufriedene Arbeitgeber einer Schar zufriedener Mitarbeitenden gegenüber, die jeweils das nutzen, was sie voneinander brauchen: zeitliche Flexibilität und Geld auf der einen Seite, produktive und zielgerichtete Arbeit auf der anderen Seite.
Betrachten wir allerdings die Umsetzung neuer Arbeitsmodelle in anderen deutschen Unternehmen, lautet die Antwort auf die obenstehende Frage wohl eher „teilweise“. Viele Unternehmen haben noch Aufholbedarf, wenn es um flexible und unbürokratische, mitarbeiterorientierte und sinnstiftende Arbeitsmodelle geht. Aber die Revolution ist bereits im Gange, sie lässt sich nicht mehr aufhalten.
Verena Keimer, Marketing Director, Zenjob