Hochschulen, Max-Planck-Institute, Fraunhofer-Institute und weitere Forschungseinrichtungen haben in den vergangenen Jahren ihre Angebote für Dual-Career-Paare ausgebaut und professionalisiert. Sie unterstützen also Paare, von denen ein Partner berufsbedingt umzieht und der andere mitgehen möchte, ohne seinen beruflichen Werdegang abzubrechen, auf vielfältige Weise. Dafür haben sie auch zahlreiche Stellen geschaffen. Meistens stellen sie ihre Programme und Leistungen bereits auf ihren Karriere- oder Gleichstellungsseiten vor.
Dual-Career-Angebote haben das Ziel, die berufsbedingte Mobilität von Paaren zu fördern. Die Partner von neuen Mitarbeitern werden beispielsweise dabei unterstützt, ihren beruflichen Weg ebenfalls im neuen Umfeld fortsetzen zu können. Die zu beratende Klientel ist meist hochqualifiziert, und das Angebot erfolgt primär im Zusammenhang mit einem berufsbedingten Wechsel des Wohn- und Arbeitsortes. Hochschulen fokussieren sich typischerweise auf neuberufene Professoren und ihre Partner, denn die Annahme eines neuen Jobs soll nicht dazu führen, dass aus einer Beziehung eine Wochenendbeziehung wird, Mitarbeiter zwischen weit auseinanderliegendem Arbeits- und Wohnort pendeln müssen oder der Partner umzugsbedingt seine Berufstätigkeit aufgeben muss.
Umfassendes Unterstützungsangebot
Die Angebote im Dual-Career-Service sind vielfältig. Dazu gehören Informationen und Beratung für die Partner der neuen Mitarbeiter zum regionalen Arbeitsmarkt und möglichen Arbeitgebern. Zudem werden Kontakte aus Netzwerken mit potentiellen Arbeitgebern aus Wissenschaft und Unternehmen zur Verfügung gestellt. Hochschulen haben eigens zu diesem Zweck zahlreiche Netzwerke gebildet. Diese werden fortlaufend ausgebaut. Die „Sorglospaket“-Variante, dem Partner eines neuen Mitarbeiters eine adäquate Stelle im eigenen Haus oder einem verbundenen Unternehmen anzubieten, stellt dabei eine Ausnahme dar.
Vor allem Partner, die bisher nicht in Deutschland berufstätig waren, schätzen die Angebote rund um die landesspezifischen Gepflogenheiten. Zudem erhalten sie Hilfestellungen bei Formalitäten wie der Anerkennung von ausländischen Abschlüssen oder der Beantragung eines Aufenthaltstitels mit Beschäftigungsmöglichkeit. Auch Fragen zur Sozialversicherung werden beantwortet.
Nicht jeder hochqualifizierte Partner hat in dem künftigen regionalen Arbeitsmarkt hohe Beschäftigungschancen. Weiterbildungsberatung, finanzielle Förderung von Bildungsmaßnahmen sowie die Möglichkeit, interne Bildungsangebote zu nutzen, können in diesen Situationen die Beschäftigungsfähigkeit steigern.
Dual-Career-Angebote sind aber nicht nur auf die Partner und deren beruflichen Ortswechsel ausgerichtet. Angebote und Unterstützung bei der Kinderbetreuung, der Pflege mitumziehender pflegebedürftiger Angehöriger oder der Wohnungssuche können ebenfalls im Servicepaket enthalten sein. Eine weitere Unterstützung im Rahmen der Dual-Career-Programme können Patenprogramme sein: Paare, die in den vergangenen Jahren in ähnlicher Situation waren, begleiten Paare, die den Wechsel von Wohn- und Arbeitsumfeld vor sich haben oder mittendrin sind.
Pluspunkt im Recruiting, aber nicht nur
Dual-Career-Service als alleiniges Instrument des Recruitings zu sehen ist zu kurz gedacht. Das Potential liegt gleichermaßen bei der Förderung der standortübergreifenden Mobilität in Unternehmen oder bei Auslandsentsendungen. Die Herausforderungen für hochqualifizierte Partner sind hierbei oft die gleichen wie bei einem Arbeitgeberwechsel.
Daneben sind weitere Effekte zu bedenken. Hochqualifizierte Paare, die berufsbedingt nicht zusammenleben können, haben durch das Pendeln höhere Belastungen in der Freizeit. Diese können durch Dual-Career-Service reduziert oder vermieden werden. Das wirkt sich positiv auf Motivation und Belastbarkeit der Mitarbeiter aus.
Dual-Career-Service in Unternehmen
Aber nicht nur Hochschulen und Forschungseinrichtungen brauchen mobile Hochqualifizierte. Die Gesamtzahl der Beschäftigten in Unternehmen ist in Deutschland um ein Vielfaches größer als die Mitarbeiterzahl an Forschungseinrichtungen und Hochschulen. Werben Unternehmen auf ihren Karriereseiten auch mit einem Dual-Career-Service, der Partner bei einem Standortwechsel unterstützt?
Unter den zehn größten Arbeitgebern in Deutschland bieten bislang nur zwei Unternehmen Partnern ihrer Mitarbeiter Leistungen an, die einem Dual-Career-Service im Sinne des obigen Leistungsspektrums entsprechen; eines davon ausdrücklich nur bei Auslandsentsendungen seiner Mitarbeiter. Alle Unternehmen bieten Einzelleistungen, die Dual-Career-Paaren helfen können, beispielsweise Kinderbetreuung oder flexible Arbeitszeiten. Beratungs- und Unterstützungsangebote für hochqualifizierte Partner bei der Jobsuche an einem neuen Lebensmittelpunkt bieten nur zwei der zehn größten Arbeitgeber in Deutschland an.
Bei den zehn Unternehmen in Deutschland mit den größten Forschungs- und Entwicklungsbudgets sind es drei, die den Partnern von Mitarbeitern Support geben. Eines davon gehört auch zu den zehn größten Arbeitgebern.
Fazit
In Zeiten von Fachkräftemangel und der oft eingeforderten Mobilität ist dies ein ernüchterndes Ergebnis. Es zeigt, dass Unternehmen Nachholbedarf in diesem Bereich haben. Die Angebote der Hochschulen und Forschungsinstitute können den Unternehmen eine Orientierung bieten, die Mobilität Hochqualifizierter zu fördern.
Prof. Dr. Rupert Bardens lehrt Personalmanagement an der Hochschule Neu-Ulm.