Eine alte Business-Binse lautet: Nur ein gesunder Mitarbeiter ist ein guter Mitarbeiter. Und weil das so ist, haben Unternehmen in den vergangenen Jahren viel Energie darauf verwendet, gesundheitsfördernde Maßnahmen in ihren Betrieben zu realisieren. Angefangen beim ergonomischen Stuhl und dem höhenverstellbaren Tisch bis hin zur Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio als Corporate Benefit.
Doch spätestens seit der Corona-Krise hat es ein Benefit an die Spitze der Wunschliste der Arbeitnehmer geschafft: flexible Arbeitszeiten. Selbst über die Arbeitszeit bestimmen zu können ist für Arbeitnehmer inzwischen der wichtigste Benefit, den ein Unternehmen anbieten kann. Eine Umfrage der Arbeitgeberbewertungsplattform kununu hat dies unlängst deutlich gezeigt: Fast drei Viertel (71 Prozent) der insgesamt 4.800 Befragten wünschen sich dezidiert flexible Arbeitszeiten.
Nicht ohne Grund. Schließlich haben Eltern in der Corona-Krise erlebt, wie schwer es sein kann, Familie und Arbeit unter einen Hut zu bekommen. Der klassische Dienst von 8 bis 17 Uhr ließ sich während des Lockdowns (und darüber hinaus) in vielen Haushalten nicht umsetzen. Weil Kinderbetreuungs- und Ausbildungseinrichtungen wegfielen, mussten Eltern während ihrer Homeoffice-Tätigkeit ihre Kinder beaufsichtigen, beschäftigen und zudem auch noch bilden.
Was vor Corona oft gewünscht, aber selten gewährt wurde, nämlich flexible Arbeitszeiten, musste in Quarantäne- und Pandemiezeiten aus reiner Notwendigkeit praktiziert werden ohne langes Überlegen, ohne ausgetüftelte Strategie. Es ist sicher nicht übertrieben zu sagen, dass flexible Arbeitszeiten sowie die Möglichkeit zu Remote Work im Lockdown so manche Mutter und manchen Vater vor dem Nervenzusammenbruch bewahrt haben.
Ein Virus als Beschleuniger von New Work
Leider, so muss man heute sagen, haben manche Arbeitgeber erst durch die weltweite Pandemie gemerkt, wie wertvoll flexible Arbeitszeiten sind. Studien haben gezeigt, dass Homeoffice, Flexzeit sowie andere orts- und zeitflexible Arbeitsmodelle gut funktionieren. Die digitale Arbeitswelt hat sich gegenüber der Arbeitswelt von früher verändert. Es gibt viele Möglichkeiten der Absprache und der digitalen Kommunikation. Arbeitnehmer brauchen nicht mehr den direkten Kontakt und Ermahnungen ihrer Vorgesetzten, um Leistungen zu erbringen.
Krankenkassen, Verbände und Arbeitsforscher empfehlen eindeutig flexible Arbeitszeiten. Sie gelten im betrieblichen Gesundheitsmanagement als wesentlicher Faktor, wenn es um den Erhalt und die Verbesserung des Wohlbefindens von Mitarbeitern geht. Flexible Arbeitszeitmodelle wirken stressmindernd auf die Belegschaft, stärken die Arbeitgebermarke und führen oft zu deutlichen Leistungssteigerungen.
Völlig unabhängig von der Corona-Krise sind flexible Arbeitszeiten somit der Benefit schlechthin. Denn immer mehr Berufstätige wünschen sich eine ausgeglichene Work-Life-Balance und fordern diese auch ein.
Noch nicht bei allen Arbeitgebern ist dieser Wunsch angekommen: Selbst in der aktuellen Corona-Krise haben etliche Arbeitgeber ihre Mitarbeiter kurz nach dem Lockdown im Frühjahr 2020 wieder ins Büro beordert. Doch die Präsenzkultur wird sich nicht mehr durchsetzen können, weil Fachkräfte seit der Corona-Krise vermehrt Arbeitgeber meiden, die keine flexiblen Arbeitszeitmodelle anbieten.
Woran es noch immer hapert
Insbesondere der Mittelstand tut sich mit BGM-Angeboten schwer. Viele mittelständische Unternehmen haben Angst, in eine Kostenfalle zu tappen. Schließlich müssen sie Geld in die Hand nehmen, um Fitnesszuschüsse oder ein gesünderes Kantinenessen zu finanzieren. Doch wer nur die Ausgabenseite sieht, der sieht auch in einem Ruheraum lediglich eine schlecht genutzte Bürofläche.
Angestoßen durch die Pandemie, ändert sich die Arbeitsphilosophie allerdings auch in mittelständischen Betrieben. Es setzt sich zunehmend die Einstellung durch, dass Mitarbeiter, die sich in ihrem Unternehmen wohlfühlen, auch mehr und bessere Leistungen erbringen können.
Was jetzt zu tun ist
Damit es mit der Work-Life-Balance (oder mit dem Work-Life-Blending) klappt, sollten Personalverantwortliche jetzt drei Punkte berücksichtigen:
1. Mindset: Wie erwähnt, sollten Firmen New-Work-Themen und das betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) in den Fokus rücken. Ein Budget für diese Dinge freizugeben bedeutet nicht nur Mehrausgaben, sondern eine Investition in die Fachkräfte. In der Praxis heißt das für die Führungsebene, sich bestimmte Werte anzueignen: Vertrauen statt Misstrauen, Qualität statt Quantität, Teamspirit statt Top-down. Nur so kann die digitale Transformation gelingen.
2. Diverse Arbeitszeitmodelle: Neue Zeiten brauchen neue Arbeitszeiten. Und das bedeutet nicht nur Flexzeit. Auch Remote Work – ob im Homeoffice oder unterwegs – sollte heute in einem gewissen Ausmaß möglich sein. Erfahrungen zeigen, dass ein Mix aus Remote Work und Anwesenheitszeiten im Büro die beste Lösung ist. Der Hamburger Unternehmer Christoph Magnussen, ein New-Work-Denker, sieht im klassischen Gemeinschaftsbüro lediglich ein Tool zur Kollaboration, für Meetings oder zum Austausch. Alle anderen Dinge können zu Hause oder unterwegs erledigt werden.
3. Software: Flexible Arbeitszeiten bedeuten weder Chaos noch Unübersichtlichkeit, sondern stellen eine neue, zeitgemäße Form des geschäftlichen Miteinanders dar. Damit sich nachvollziehen lässt, wer gerade woran arbeitet und wie viele Stunden für bestimmte Projekte zur Verfügung stehen, sollten Unternehmen auf eine Softwarelösung setzen, die ihnen einen verlässlichen Überblick bietet. Die allgemeine Zeiterfassung – und viel mehr noch die Projektzeiterfassung – haben sich in der Vergangenheit bewährt, wenn es darum ging, auch in agilen Teams mit flexiblen Arbeitszeiten das Wesentliche im Blick zu behalten.
Durch flexible Arbeitszeiten und Remote Work haben Vorgesetzte nicht mehr alle Mitarbeiter ständig im Blick. Im Büro befinden sich vielleicht nur drei Leute, aber insgesamt sind zehn Kollegen im Dienst. Über eine Zeiterfassungssoftware oder ein Tool zur Projektzeiterfassung lässt sich nachvollziehen, wer gerade physisch im Gemeinschaftsbüro anwesend ist und wer nicht. Mit einer solchen webbasierten Zeiterfassungslösung, auf die jeder Kollege zugreifen kann – ob von Zuhause, im Café oder im Büro – ist die nötige Transparenz für New Work hergestellt. Somit brauchen Führungskräfte keine Angst zu haben, dass ihnen in der neuen Arbeitswelt die Kontrolle entgleitet.