Eine Unternehmenskultur, die Agilität fördert, sieht in vielen Bereichen deutlich anders aus als das, was traditionelle Organisationen heute auszeichnet. Die Veränderungen, mit denen wir heute konfrontiert sind, fordern in vielen Bereichen ein Umdenken bei Arbeits- und Denkweisen.
Dabei ist es wichtig, sich von der Stabilität einer Unternehmenskultur nicht einschüchtern zu lassen. Veränderung ist immer da. Es finden sich in jeder Organisation Entwicklungen, die gefördert werden sollten, ebenso wie kulturelle Eigenschaften, die nach wie vor – oder vielleicht mehr denn je – erfolgsrelevant sind. Beim Erkennen dieser Tendenzen sowie der Tendenzen, die die Zukunft des Unternehmens gefährden, hilft ein Blick auf den Code agiler Unternehmenskultur, das sogenannte TEC-Modell. TEC steht dabei für die drei Pfeiler Transparency (Transparenz), Empowerment (Ermächtigung) und Collaboration (Zusammenarbeit). Doch wie gestalten sich diese in der Praxis?
Transparenz ermöglicht Mitdenken
- Transparenz mit Informationen und Daten
Dazu gehören Informationen und Daten, die das Unternehmen (zum Beispiel finanzielle Kennzahlen) und das externe Umfeld (zum Beispiel Markt- oder Wettbewerbsanalysen) betreffen. Jeder in der Organisation kann strategisch und taktisch mitdenken. So entstehen Augenhöhe und die Grundlage für tatsächliches Einbeziehen aller.
- Transparenz von Ergebnissen und Wirkung der eigenen Arbeit
Ergebnisse und Wirkung der eigenen Arbeit können verfolgt werden. Hierzu gehört regelmäßiges Feedback genauso wie der Zugang zu Daten, die Rückmeldung über die Wirkung der eigenen Arbeit liefern (Kundenreaktionen, Wartungsberichte, strategisch relevante Zahlen oder Entwicklungen). Das macht die Arbeit erfüllend, indem deren Bedeutung aufgezeigt wird, und ermöglicht gleichzeitig, selbst Notwendigkeiten oder Chancen zur Verbesserung zu identifizieren und neue Lösungen zu testen.
- Transparenz von Plänen und Absichten
Vertrauen entsteht dann, wenn uns die Absichten hinter Plänen und Entscheidungen bekannt sind und wir diese nachvollziehen können. Hier hilft es, wenn Unternehmen Purpose und Vision transparent machen und kommunizieren, wie diese Entscheidungen zu strategischen und operativen Fragen beeinflussen. Wenn die Absicht oder auch das Endziel einer Aktion oder Initiative bekannt sind, kann jeder Einzelne unabhängig mitdenken oder unabhängig nach neuen Vorgehensweisen suchen.
Empowerment ermöglicht, durch Transparenz Entscheidungen zu treffen
- Freiheit zum Adaptieren und Kreieren
Der beste Experte für einen Job ist in der Regel der Mitarbeiter, der ihn Tag für Tag erledigt. Um die eigene Arbeit bestmöglich ausführen, optimieren und an sich verändernde Umstände (zum Beispiel Kundenbedürfnisse) anpassen zu können und dabei noch kreativ zu werden, braucht jeder den entsprechenden Handlungsspielraum.
Auch geht es darum, die Umstände der Arbeit selbst zu bestimmen, sei es, dass sich Teams weitgehend selbst verwalten und ihre Arbeit managen, oder seien es individuelle Freiheiten in der Wahl von Arbeitsort, -zeit oder -methoden.
- Ermächtigung zum (Selbst-)Führen
Auch Selbststeuerung ist in einer transparenten Organisation möglich. Die Unternehmensstrategie ist verstanden, und jeder weiß, wie er am besten zum Erfolg des Unternehmens beitragen kann. Dabei priorisiert und modifiziert jeder eigenständig, entwickelt eigene Ideen und verfolgt sie in eigener Initiative. Erfolg und Misserfolg sind transparent und erlauben den Einzelnen, Anpassungen oder Richtungswechsel einzuleiten.
- Ownership mit der Tendenz zum Handeln
Ein ideales Umfeld für Unternehmertum im Unternehmen erlaubt jedem, nicht nur eigene Projekte zu entwickeln, sondern auch, sie in End-to-End Verantwortung zu verwirklichen. Es ermöglicht auch, ein eigenes Vorhaben vollverantwortlich in die Hand zu nehmen und sich dessen Erfolg zu verpflichten.
Durch Kollaboration ist der Unternehmenserfolg mehr als die Summe der Anstrengungen Einzelner und die Organisation anpassungsfähig
- Zusammenarbeit über Austausch
Das Wissen, die Erfahrung und die Kompetenzen Einzelner werden für alle nutzbar, indem sie geteilt werden. Neues entsteht, indem alle Beteiligten verschiedene Perspektiven zusammenbringen und Wissen neu kombinieren. Vernetzte Menschen entwickeln vernetzte Lösungen. Die Transparenz mit-
einander macht Möglichkeiten für und Chancen der Zusammenarbeit sichtbar.
- Zusammenarbeit über Beiträge und Flexibilität
Geht es um die Umsetzung insbesondere neuartiger Vorhaben, spielt Schnelligkeit eine große Rolle. Dies braucht Flexibilität in Strukturen und eine lose Organisation in Netzwerken. Es braucht genauso auch die Flexibilität der Einzelnen, sich dort einzubringen, wo sie gebraucht werden, unabhängig von der Rolle oder dem Team. So kann kreative und ausführende Kraft schnell und effektiv gebündelt werden.
Um das Potenzial aller optimal auszuschöpfen, braucht es zudem die Möglichkeit, sich vielseitig und aktiv gemäß eigener Stärken und Inspiration einbringen zu können und sich an diesen Beiträgen messen zu lassen.
- Zusammenarbeit über gemeinsames Lernen und Wachsen
Die sich rasch verändernden Märkte erfordern ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit einer Organisation. Diese beruht auf der Fähigkeit zu lernen, Erkenntnisse umzusetzen, Erfahrungen auszuwerten und wiederum Veränderungsnotwendigkeiten oder -chancen abzuleiten.
Lernfähigkeit beginnt im Kleinen. Sie beginnt mit Teams, die ihre Arbeit und Zusammenarbeit reflektieren, offen über Fehler sprechen und daraus gemeinsam lernen. Sie endet mit einer Organisation, die reflektiert und ausprobiert, optimiert, modifiziert, korrigiert und sich immer wieder neu ausrichtet und weiterentwickelt.
Waren wir schon immer agil?
Bei der Transformation zur agilen Organisation steht eines im Mittelpunkt: Arbeit um den Menschen herum zu organisieren. Wir sind alle agil geboren – sonst hätten wir kaum so schnell Laufen gelernt.
Als Menschen möchten wir informiert sein, mitdenken und kompetent entscheiden können. Wir möchten unsere Arbeitskraft so einsetzen, dass wir Erfolge bestmöglich erzielen, indem wir unser Potenzial entfalten und uns entwickeln und dabei Spaß haben.
Wir möchten Teil von etwas Größerem sein und die Vorzüge von Gemeinschaft in Zusammenarbeit erleben. Jetzt müssen wir es nur noch am Arbeitsplatz sein (dürfen).