Wenn wir von Nachhaltigkeit und ökologischem Handeln sprechen, meinen wir, dass wir nur so viele Ressourcen verbrauchen sollten, wie wir regenerieren können. Green HRM steht für grünes oder nachhaltiges Human-Resources-Management. Das bedeutet, dass HR beim Personalmanagement großen Wert auf Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein und ökologisches Handeln legt und Entscheidungen nicht nur spontan für heute trifft, sondern die langfristigen Auswirkungen auf Unternehmen und deren Umfeld einbezieht. Dabei lassen sich verschiedene Dimensionen unterscheiden: Praktische Maßnahmen und Verhaltensweisen, Überprüfung von Beziehungen und Partnerschaften sowie organisatorische Strukturen und Prozesse.
Warum sich HR mit Green HRM beschäftigen sollte
Klar ist, dass es sich mit grüner und nachhaltiger Personalarbeit ähnlich verhält wie beispielsweise mit dem Thema Diversity. Beides sind keine Trends, die Unternehmen von heute auf morgen umsetzen oder mit der Platzierung eines Logos auf der Website abgelten können. Green HRM ist langfristig orientiert: Es soll die Bindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an das Unternehmen nachhaltig festigen und die Arbeitgeberattraktivität steigern.
Das bestätigt auch eine Umfrage von Stepstone und dem Handelsblatt Research Institute aus dem Jahr 2021. Demnach ist es drei von vier Befragten wichtig, dass Nachhaltigkeit bei ihrem Arbeitgeber einen hohen Stellenwert hat. Sie möchten also, dass Unternehmen eine gewisse Corporate Social Responsibility wahrnehmen. Darunter ist die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens zu verstehen.
Zwei Drittel der Befragten geben an, nicht bei einem Unternehmen arbeiten zu wollen, das umweltschädliche Produkte herstellt. Nachhaltiges Handeln ist für Unternehmen also nicht nur gut für das grüne Gewissen, sondern es stellt sich auch als großer Pluspunkt gegenüber Mitbewerbern auf dem Arbeitsmarkt heraus. Zudem senkt es langfristig die Recruitingkosten, da Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seltener kündigen und Unternehmen ihre Stellen somit seltener neu besetzen müssen.
Die Maßnahmen, die Unternehmen ergreifen können, um nachhaltig zu handeln, sind vielfältig. Sie reichen vom Engagement in sozialen Projekten bis hin zum Fahrradleasing oder Company-Gardening (siehe Kasten).
Greenwashing vermeiden
Egal welche Mittel und Wege Unternehmen wählen, um den grünen Gedanken voranzutreiben: Greenwashing kommt nicht gut an. Greenwashing bedeutet, dass Unternehmen versuchen, sich durch Geldspenden oder Unterstützung von ökologischen Projekten besonders umweltbewusst darzustellen, ohne dabei wirklich nachhaltig zu sein.
Um Greenwashing zu vermeiden, hilft es, nur die Dinge und Projekte anzugehen, von denen das Unternehmen überzeugt ist. Gehen Unternehmen nur Dinge an, um die Geschäftsführung zufriedenzustellen oder ein bestimmtes Siegel zu erhalten, wird das langfristig nicht funktionieren.
Auch ist es empfehlenswert, in kleinen Schritten zu handeln, statt direkt große Projekte anzugehen oder nur darüber zu reden. Am Ende zählen die kleinen Handlungen, die ehrlich sind, mehr als die vermeintlich grüne Imagewerbung, die Unternehmen betreiben, um ihr „grünes Gewissen“ zu beruhigen.
Nachhaltigkeit als Teil der Unternehmensstrategie
Nachhaltigkeit sollte Bestandteil der Unternehmensphilosophie und -strategie sein. Da die Personalabteilung einen direkten Bezug zu den Talenten im Unternehmen hat, kann sie als Schnittstelle fungieren: Mit ihrem Wissen kann sie das Denken und Handeln der Belegschaft beeinflussen und einer Abwehrhaltung vorbeugen.
Nina Rahn, Geschäftsführerin d.vinci