Computerspiele und Krebsprävention passen auf den ersten Blick nicht zusammen. Doch TÜV Süd wollte in der Belegschaft ein neues Bewusstsein für Krebsprävention schaffen. Dieses Ziel vor Augen, entwarf er eine Kampagne, die neue und ungewöhnliche Wege geht.
Ausschlag dafür gab die steigende Anzahl von Krebsneuerkrankungen in der Gesellschaft. Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des TÜV Süd waren davon persönlich betroffen. Daher setzte sich das Unternehmen als Arbeitgeber das Ziel, aufzuklären, das Wissen zu Krebsprävention zu vertiefen und die Beschäftigten zu Prävention und Krebsscreening anzuregen. Mit diesem neuen Ansatz der Wissensvermittlung wollte das Unternehmen einen Gegenpol zu der Schwere des Themas bilden und mit einer gewissen Leichtigkeit seine Beschäftigten dazu anregen, in die Gespräche und in die Vorsorge zu gehen.
Spielerisch die Belegschaft erreichen
Somit ging zum Weltkrebstag 2022 das Spiel „Guardians for Life“ für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des internationalen Konzerns online. Es ist in vier Sprachen verfügbar: in Deutsch, Englisch, Spanisch und Mandarin.
In einer nostalgischen 2-D-Optik hüpfen und laufen die Spielerinnen und Spieler wie Super Mario durch drei verschiedene Level. Sie erfahren dort Wissenswertes zu präventiven Maßnahmen und Risikofaktoren in Bezug auf die drei am weitesten verbreiteten Krebsarten Darm-, Lungen- und Brustkrebs.
Das Ergebnis der Kampagne kann sich sehen lassen: In der Altersgruppe der 20- bis 49-Jährigen haben 21 Prozent mehr Beschäftigte Darmkrebs-Testkits angefordert; über alle Altersgruppen hinweg liegt der Anstieg bei fast 15 Prozent. Insgesamt wurden etwa 10 Prozent der weltweiten Belegschaft erreicht.
Außen Spiel, innen komplexes Projekt
Für das Unternehmen war Gamification ein ganz neues Feld, auch wenn das Thema im Gesundheitsbereich generell zurzeit aufkommt. Die Darmkrebsprävention war bereits seit Jahren fester Bestandteil des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) bei TÜV Süd und wurde mit gleichbleibend hoher Kontinuität und Nutzungsrate angenommen.
Somit hätte das Unternehmen auch die klassischen Kommunikationswege weitergehen können. TÜV Süd entschied sich allerdings dafür, Neues auszuprobieren, da der Konzern Gesundheitsprävention vielschichtiger und in all seinen Facetten beleuchten wollte. Daher erweiterte er den Kreis der angesprochenen Personen und bezog das Thema Krebsprävention mit ein.
Was leicht und spielerisch wirkt, ist das Ergebnis eines komplexen internen Projekts, in dem viel Aufwand steckt. Das Spiel war eine komplette Neuentwicklung, für die TÜV Süd mit externen Spieleentwicklern und einer Kreativagentur zusammenarbeitete.
Zusätzlich prüfte eine Betriebsärztin die Fachinformationen zur Krebsprävention. Ein internationaler Dienstleister passte schließlich die Inhalte für die globale Nutzung an. Um das Projekt zu etablieren – immerhin richtet es sich an rund 25.000 Beschäftigte an über 1.000 Standorten weltweit –, gab es intern viele Abstimmungsprozesse.
Die Projektverantwortlichen erinnern sich, dass im Laufe des Projekts immer wieder Zweifel aufkamen, ob mit dem Spiel tatsächlich mehr Mitarbeitende als bisher erreicht werden könnten und ob der Spieleansatz dem Thema angemessen sei. Doch als Grundlage für die Entscheidung gab es schließlich eine Analyse der internationalen Zielgruppe, die zeigte, dass der Gamification-Ansatz auch hier Anklang finden kann.
Moderne Gesundheitsprävention
Für TÜV Süd hat das Thema Gesundheit einen hohen Stellenwert, denn als reines People Business ist das Unternehmen auf die Kompetenzen und Leistungsfähigkeit seiner Talente angewiesen. Deswegen will das Unternehmen optimale Arbeitsbedingungen schaffen.
Entsprechend modern setzte das Unternehmen das Thema um: Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz, Gesundheitsförderung und Arbeitspsychologie werden von Konzernseite aus von einer zentralen Funktion weltweit gesteuert. Dabei war dem Konzern wichtig, dass die Gesundheitsförderung nicht als eine Art Wellnessthema in der Organisation gesehen wird, sondern ganzheitlich betrachtet wird, damit Schnittstellen gesehen und genutzt werden können.
Das kommt auch intern gut an, wie eine globale Befragung unter den Beschäftigten zeigt. Die Mitarbeitenden bewerteten den Stellenwert von Gesundheit und Arbeitssicherheit bei TÜV Süd als gut bis sehr gut.
Wie sieht die Zukunft aus?
Um die Gesundheitsförderung weiter zu verbessern, schaut das Unternehmen stark auf das Thema Wertschätzung, auf die Feedbackkultur, gesunde Selbstführung und gesunde Teamführung. In Zukunft will TÜV Süd das Thema Krebsprävention fortführen, auch mit Unterstützung des Computerspiels. Sicher ist, so die Projektverantwortlichen, dass es in Zukunft ein Mix aus analogen und digitalen Angeboten geben wird.
Auch bei zukünftigen Kampagnen wird der Konzern genau überlegen, welche Kommunikationskanäle er nutzt, denn es müssen viele verschiedene Professionen mit unterschiedlichen Arbeitssituationen erreicht werden – von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an Prüfstellen über Verwaltungsangestellte bis hin zu Teams, die im Außendienst arbeiten und bei Kundinnen und Kunden Industrieanlagen, Seilbahnen oder Windräder prüfen.
Nicole Commeßmann, Global Head of Health & Safety, TÜV Süd AG, und
Lorena van Kempen, Beraterin für Betriebliches Gesundheitsmanagement, ias-Gruppe