Psychische Belastungen nehmen einen zentralen Stellenwert in der von Veränderungen durch Digitalisierung und demographischen Wandel gekennzeichneten Arbeitswelt ein. Um gesundheitliche Beeinträchtigungen zu vermeiden oder zu reduzieren, ist es unabdingbar, potenzielle Belastungen am Arbeitsplatz frühzeitig zu erkennen und zu beheben, betont Prof. Dr. Karlheinz Sonntag, Professor für Arbeitspsychologie an der Universität Heidelberg, in seinem Beitrag.
Interview mit Dr. med. Ulrike Hein-Rusinek, Betriebsärztin
Interview mit Prof. Dr. Manfred Mühlfelder, Studiengangleiter Psychologie (Bachelor) und Angewandte Psychologie mit Schwerpunkt Wirtschaft (Master), SRH Fernhochschule
Familie ist vielen Eltern das Wichtigste oder Wertvollste im Leben. Jedoch: Denken wir an die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, stehen häufig Gedanken an mögliche Konflikte im Vordergrund. So werden Eltern beispielsweise als weniger flexibel wahrgenommen und kinderlose KollegInnen müssten zum Beispiel bei Erkrankung der Kinder zusätzliche Arbeiten übernehmen, wie Dr. Nina M. Junker und Joachim E. Lask erläutern.
Jeder sechste Erwerbstätige in Deutschland arbeitet regelmäßig im Schichtsystem. Arbeitgeber können helfen, die daraus resultierenden körperlichen wie psychischen Belastungen möglichst gering zu halten.
Unternehmen verändern sich rasant und massiv, Arbeit wird flexibler, digitaler und vernetzter. Laut einer PwC-Umfrage hat bereits jedes fünfte Unternehmen Schlüsselprozesse entlang der Wertschöpfungskette digitalisiert. Digitale Trends treffen auf den demographischen Wandel, gleichzeitig verändern Werte und gesellschaftliche Ansprüche die Arbeitswelt und führen zu einem höheren Anteil älterer Arbeitnehmer. Deshalb benötigen Arbeitgeber Strategien und Konzepte, um die Gesundheit ihrer Mitarbeiter auf lange Sicht zu erhalten, wie SonJA Weber schreibt.
Bereits seit 2004 ist der Arbeitgeber gesetzlich verpflichtet, Beschäftigten, die innerhalb eines Jahres länger als sechs Wochen wiederholt oder ununterbrochen arbeitsunfähig sind, ein Betriebliches Eingliederungsmanagement anzubieten (neu seit 2018: SGB IX § 167, Abs.2). Das Ziel ist es dabei, die Arbeitsunfähigkeit zu überwinden, einer erneuten Arbeitsunfähigkeit vorzubeugen und den Arbeitsplatz der betroffenen Person zu erhalten.
Vor dem Hintergrund des Wettbewerbs um Talente, verlängerter Lebensarbeitszeiten und zunehmender gesundheitlicher Belastungen beschäftigen sich fast alle Branchen und Organisationen mit neuen Arbeitsweltkonzepten: Wie lassen sich durch die Raumgestaltung Attraktivität, Loyalität und Motivation erhöhen? Wie können dort Kommunikation, Kooperation und Lernen gefördert werden? Und wie erreicht man, dass die Mitarbeiter möglichst gesund und bis zum Rentenalter leistungsfähig bleiben?
Die betriebliche Gesundheitsförderung in Deutschland ist gescheitert, bilanziert Prof. Dr. Volker Nürnberg. Kaum die Hälfte der Unternehmen macht systematisch BGF-Angebote, und mit diesen Angeboten werden im Durchschnitt höchstens 20 Prozent der Mitarbeiter erreicht. Das sind diejenigen, die ohnehin gesundheitsaffin sind und deshalb nur die Angebote des Arbeitgebers mitnehmen.
Als Benefits sind sie bei Mitarbeitern beliebt, werden aber noch selten angeboten: Betriebliche Krankenzusatzversicherungen sind wichtige Nebenleistungen, um Fachkräfte zu gewinnen und um Beschäftigte im Unternehmen zu halten. Gerade kleine und mittlere Betriebe können von Versicherungsprodukten profitieren.