Während Führungskräfte die Digitalisierung vorantreiben, müssen sie gleichzeitig unterschiedliche Rollen wahrnehmen. Sie müssen als Coach, Transformator, Experte, Innovator, Vermittler, Mediator, Mentor, Facilitator und Koordinator agieren. Darüber hinaus sollten sie ihre eigenen Ziele und Bedürfnisse erfüllen und das eigene Team sowie die Ansprüche der einzelnen Teammitglieder im Blick haben. Themen wie Betriebsklima, moderne Arbeitsmethoden, Remote und Hybrid Work, Purpose, Teamwork, aber auch Inflation, Fachkräftemangel und Lieferengpässe bestimmen die tägliche Agenda. Es scheint, als wären Superkräfte nötig.
Die jetzige Umbruchsphase ist ein idealer Zeitpunkt, um neue Strategien und Innovationen für die Zukunft voranzutreiben. Dabei gibt es eine gute Nachricht: Dafür sind keine Superkräfte erforderlich. Vielmehr ist eine unterstützende Führungskultur entscheidend, in der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wertgeschätzt und ihre Stärken gefördert werden.
Ein Ansatz dafür ist Strengths-based Leadership, die stärkenbasierte Führung. Anstatt sich auf die bestehenden Probleme zu konzentrieren, setzt dieser Ansatz auf das persönliche Potential von Führungskräften und Beschäftigten.
Was bedeutet Strengths-based Leadership?
Kurz gesagt bedeutet stärkenbasiertes Führen, den Blick auf das zu richten, was gut ist. Dazu ist es entscheidend, die eigenen Stärken zu kennen und sich der Vorteile und potentiellen Schattenseiten bewusst zu sein. Denn nur wer die eigenen Stärken kennt, kann einen individuellen Führungsstil entwickeln und auch die Stärken der anderen fördern. Stärkenorientierte Führungskräfte schätzen die Vielfalt und das Potential ihres Teams. Sie verteilen Rollen und Herausforderungen so, dass die Beschäftigten ihre Stärken einsetzen und weiterentwickeln können.
Forschungen und evidenzbasierte Best Practices zeigen: Eine auf Stärken basierende Haltung motiviert Führungskräfte und ihre Teams. Sie ist die Basis für eine gesunde und positive Arbeitsplatzkultur.
Erfolgreiche Führungskräfte konzentrieren sich darauf, in die Stärken ihrer Talente zu investieren,
Teams mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu bilden, die sich gegenseitig ergänzen, und
die Bedürfnisse ihrer Beschäftigten zu verstehen und darauf einzugehen.
Vorteile eines stärkenbasierten Führungsstils
Stärkenorientierte Führung ermöglicht es Führungskräften, das Beste aus sich und anderen herauszuholen, indem sie Charakterstärken erkennen und einsetzen. Eine Gallup-Studie hat ergeben, dass nur 1 Prozent der Beschäftigten unzufrieden ist, wenn sich ihre Vorgesetzten aktiv auf ihre Stärken konzentrieren. Umgekehrt sind bis zu 43 Prozent frustriert, wenn Leader ihre Schlüsselkompetenzen ignorieren.
Teams, in denen die individuellen Stärken gesehen werden, sind energiegeladener, engagierter, motivierter, kreativer und produktiver und bringen mehr Innovationen hervor. Und es gibt weitere Vorteile dieser Teams.
Unrealistische Erwartungen reduzieren
Stärkenbasierte Führung nimmt den Druck vom Einzelnen, indem sie das Bewusstsein dafür fördert, dass nicht jeder in allem gut sein kann und muss. Das minimiert ungesunden Perfektionismus, emotionale Erschöpfung und sogar das Burn-out-Risiko.
Motivation steigern
Wer Aufgaben bearbeitet, die den eigenen Talenten und Interessen entsprechen, ist produktiver, engagierter und mit mehr Spaß bei der Sache.
Vielfalt im Team stärken
Ein diverses Team hat eine größere Bandbreite an Stärken, Fähigkeiten, Einstellungen und kulturellen Werten. Eine größere Vielfalt geht einher mit höherer Produktivität und mehr Zufriedenheit im Team.
Roadblocks beseitigen
Eine Gruppe von Strategen wird sich schwertun, ein Konzept in die Tat umzusetzen. Aus der Mischung aus unterschiedlichen Charakteren entsteht ein flexibles hochfunktionales Team.
Team-Spirit fördern
Menschen, die um ihre Stärken und die ihrer Kollegen wissen, lernen, sich auf ihr Team zu verlassen. Das fördert Kollaboration und Wertschätzung.
Fallstricke stärkenbasierter Führung
Jede Stärke birgt auch Schwächen. Werden Talente nur ermutigt, sich auf ihre Stärken zu konzentrieren, blockiert das auf Dauer ihre Entwicklung. Deshalb ist es wichtig, auch andere Potentiale zu erschließen und dabei mitunter auch die Komfortzone zu verlassen. Dabei dürfen wir uns dann wieder auf unsere Stärken besinnen und uns fragen: „Wie kann ich meine Talente einsetzen, um Schwächen auszugleichen?“ Leader sollten den stärkenbasierten Ansatz also nicht isoliert einsetzen.
Der Weg zu einer stärkenbasierten Führung
Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie Führungskräfte beginnen können, eine auf Stärken basierende Haltung für sich und ihr Team einzuführen.
Der erste Schritt besteht immer darin, individuelle Talente überhaupt zu erkennen, denn überraschenderweise wissen nur die wenigsten, wo ihre wahren Stärken liegen. Das liegt mitunter daran, dass wir unsere wirklich herausragenden Eigenschaften als selbstverständlich hinnehmen.
Im zweiten Schritt kann ein professionelles Strengths-Coaching Führungskräften und Teams helfen, die Topfähigkeiten der einzelnen zu ermitteln und ihre Zusammenarbeit langfristig so zu gestalten, dass individuelle Stärken voll zur Geltung kommen.
Svenja Op gen Oorth, Geschäftsführerin, und Alexander Hahn, Inhaber Hahn & Loewe