An der digitalen Transformation kommt niemand vorbei. Das zeigt auch die Coronapandemie, in der beispielsweise der digitale Impfpass selbstverständlich geworden ist. Dennoch läuft nicht alles rund, und Unternehmen müssen dranbleiben, um die Chancen, die die Digitalisierung bietet, zu nutzen. Manche Unternehmen sind bereits gut aufgestellt. So nutzen schon drei Viertel (78 Prozent) der deutschen Industrieunternehmen laut einer Benchmark-Studie im Auftrag der Deutschen Telekom Data-Analytics, um Prozesse zu überwachen, zu optimieren oder neue Produkte zu entwickeln. Jeder fünfte deutsche Mittelständler verknüpft die Analysen mit Künstlicher Intelligenz (KI), um die Lagerverwaltung besser zu planen oder die Entwicklung von Kunden- und Marktsegmenten abschätzen zu können.
Digitales Bewusstsein fördern
Digitale Tools und Techniken können die Produktivität und Leistungsqualität verbessern, wenn Unternehmen das erkennen. Auch können sie, gerade in Zeiten der Pandemie, auch die Kommunikation und Kollaboration online verbessern.
Das bestätigen Studienergebnisse: 88 Prozent der Digital Leader in Deutschland geben laut der Telekom-Studie an, dass sie dank digitaler Lösungen schnell und flexibel auf die nicht vorhersehbare Krise reagieren konnten.
Dennoch vernachlässigen viele Vorgesetzte den professionellen Einsatz neuer Technologien sowie die Förderung der digitalen Kompetenzen ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie realisieren Verbesserungsmöglichkeiten nicht oder zu spät. Betroffen von diesem Phänomen sind häufig Unternehmen, die keinen Bezug zu digitalen Abläufen haben und mit einem Mindestmaß an Computerarbeit auskommen.
Ein großes Risiko dabei ist, dass sie den Anschluss verlieren und die von ihnen genutzten veralteten Systeme Sicherheitslücken darstellen. Laut der Studie „Weiterbildung für die digitale Arbeitswelt“ waren im Jahr 2018 nur etwa zwei von fünf Unternehmen (41 Prozent) der befragten Unternehmen bereit, Zeit und Kosten für die Verbesserung digitaler Kompetenzen zu übernehmen. Viele davon dürften in der Zwischenzeit festgestellt haben, dass dies ein Fehler war. Dennoch sind Optimierungsmöglichkeiten in diesem Zusammenhang oftmals noch ungenutzt.
Vertrauen in die digitalen Fähigkeiten der einzelnen Talente stärken
Das mitunter größte Problem ist die persönliche Unsicherheit vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sich im digitalen Umfeld zu bewegen. „Wo bin ich hier?“, „Wird mein Verhalten getrackt?“, „Tauche ich plötzlich per Video auf, wo ich gar nicht erscheinen möchte?“, „Mit wem chatte ich hier eigentlich?“, „Wie lade ich diese Datei hier herunter und dort wieder hoch?“, „Wieso werden mir online Tasks zugewiesen, ohne mich vorher anzurufen?“ – all das können Fragen sein, die sich digital unerfahrene Menschen stellen und sie hemmen. Dem kann auf spielerische Weise entgegengewirkt werden, denn: Sind die ersten Hürden genommen, sind viele überrascht, wie einfach und integrierbar die Produkte der digitalen Transformation wirklich sind.
Digitales Know-how aufbauen
Soft- und Hardware sind ein wesentlicher Aspekt, um in der Digitalisierung am Ball zu bleiben. Wer auf die falsche Software setzt oder meint, damit auf Anhieb alle Probleme lösen zu können, hat sich meist geirrt.
Wichtiger als Soft- und Hardware sind jedoch die Menschen, die die Tools nutzen. Entsprechend bedeutsam ist es, einen genauen Blick auf die Bedürfnisse von Kundinnen und Kunden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu werfen, Pain-Points zu definieren und diese systematisch anzugehen. Das beste digitale Instrument hilft nichts, wenn niemand damit umgehen kann.
Menschen digital fordern und fördern
Digitalisierung bedeutet somit nicht, menschliche Tätigkeit durch digitale Lösungen zu ersetzen. Vielmehr steht sie für neue Anforderungen an die Menschen, denen diese nur in seltenen Fällen von heute auf morgen gerecht werden können. Welche Kompetenzen vorhanden sind, können Unternehmen beispielsweise mit Hilfe eines Serious Games analysieren. Dabei schlüpfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Rolle eines Avatars, um online Aufgaben im Zusammenhang mit ihrem Tagesgeschäft zu lösen.
Davon kann sich auch die Führungsebene ein Bild machen – anonym versteht sich. Das Tool soll keine Kontrolle sein, sondern die Chance, sich digital zu erproben, Schwachstellen zu erkennen und auf dieser Basis Weiterbildungen zu ermöglichen, die eine solche Empowerment-Plattform zusätzlich bieten kann. So bestätigen 71 Prozent der deutschen Unternehmen, die Data-Analytics für sich nutzen, beispielsweise die Steigerung ihrer Produktivität, 78 Prozent reduzieren Kosten und 73 Prozent verbessern ihre Geschäftsprozesse und ihre Wettbewerbsfähigkeit. Damit sind sie den übrigen Industrieunternehmen gegenüber im Vorteil und nicht nur in Absatz und Umsatz überlegen, sondern auch in Produkt- und Servicequalität sowie in Bezug auf die Anzahl neuer Ideen und Innovationen. Das erklärte Ziel sollte es sein, digitales Selbstvertrauen zu fördern. Denn wer an sich selbst glaubt, probiert sich aus, entdeckt Neues und entwickelt sich weiter.
Was manch einem Unternehmen leichter fallen mag, ist gerade für Behörden und Organisationen eine Herausforderung. Alt eingesessene Prozesse und im Vergleich zur Wirtschaft kaum empfundener Wettbewerbsdruck haben vielerorts ein Mindset des Stillstands kultiviert. Doch auch hier gilt: dranbleiben, denn Bürgerinnen und Bürger werden in Zukunft nicht mehr ins Amt gehen, sondern von zu Hause über ein zentrales Servicekonto Verwaltungsvorgänge digital, zeitsparend und sicher erledigen. In diesem Sinne gilt es, auch hier schnellstmöglich einen Überblick über vorhandenes digitales Know-how zu gewinnen und dieses konsequent und lösungsorientiert auszubauen.
Roman R. Rüdiger, CEO, talent::digital